Berlin.. Auf der Suche nach einem Kanzlerkandidaten ist bei den Grünen ein Machtkampf entbrannt. Claudia Roth brachte den Stein ins Rollen. Sie sprach sich offen gegen Jürgen Trittin als einzigen Kandidaten aus. Und brachte sich selbst ins Spiel.

Seit Wochen schwelt die Debatte. Nun wollen die Grünen geordnete Verhält­nisse schaffen. Bereits am Montag werden sie klar ­machen, wie sie sich mit Blick auf die Bundestagswahl 2013 personell aufstellen möchten. In der Opposition wären sie damit die Vorreiter. SPD und Linke lassen sich Zeit.

Die Zeit der Kungelei läuft auch deshalb ab, weil Grünen-Chefin Claudia Roth vorpreschte. Sie will, dass es ­mindestens zwei Kandidaten werden und die Partei per ­Urwahl entscheidet. Und: Roth will selbst antreten.

Cem Özdemir hält sich zurück

Das Timing des Vorstoßes war perfekt. Im Nachklang des Frauentages pochte sie auf eine Quotierung des Teams. Allein mit Fraktionschef Jürgen Trittin werden die Grünen wohl kaum antreten. Und die Frau, die Roth die Bewerbung streitig machen könnte, Fraktionschefin Renate Künast, schwächelt seit der Berlin-Wahl. Roths Co-Vorsitzender Cem Özdemir reißt sich nicht um eine Kandidatur. Es könnte wie schon 2009 auf eine Doppelspitze hinauslaufen, mit Trittin und diesmal mit Roth statt Künast.

Der Parteirat wird am ­Montag Vorschläge machen. Wenn sich neben Roth und Trittin weitere aus der ­Deckung wagen sollten, wäre eine Urwahl gut möglich. Im Prinzip haben die Grünen alles ausprobiert: ein Zugpferd (Joschka Fischer), Doppelspitze, Vierer-Gespann, ein großes Team. Nach der „Personality-Show“, wie es an der Basis heißt, soll sich die Führung auf die Inhalte konzentrieren, zumal eine weitere Machtfrage geklärt scheint. Die Grünen wollen bevorzugt mit der SPD regieren, aber ohne ihren „Kurs der Eigenständigkeit“ aufzugeben. Einen Spalt breit ist die Tür für die Union offen.