Essen. Denken Polizeibeamte besonders oft rechts? Konkrete Studien dazu sind selten. Aber Polizisten bilden den Bevölkerungsschnitt ab: Nach Studien hegen bis zu 20 Prozent der Bürger zeitweise rechtes Gedankengut. Bei Polizisten kommt hinzu, dass sie oft mit sozialen Spannungen konfrontiert werden.

In Heilbronn sind 2002 zwei Polizisten auf einer Kundgebung des rassistischen Ku Klux Klan gewesen. Privat. Sie durften, nach Disziplinarverfahren, im Dienst bleiben. In Rostock war die Polizeianwärterin und Ruderin Nadja Drygalla mit der Landtags-NPD verbandelt. Das Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern führte ein Dienstgespräch mit ihr. Sie hat auf den Job verzichtet. Das sind zwei Nachrichten aus den letzten zwei Tagen, die eine heikle Frage aufwerfen: Sind Polizisten besonders oft rechts?

Konkrete Untersuchungen dazu sind nicht bekannt. Aber „einige Wissenschaftler“, erklärte der Berliner Forscher Klaus Ahlheim erst kürzlich in der Thüringer Allgemeine, „haben eine eher grundsätzliche Anfälligkeit der Polizeibeamten für rechtsextreme Einstellungen ausgemacht“.

Im Schnitt konservativer

Das Thema ist alt. Schon 1989, als fünf Kandidaten der Republikaner bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus Polizeibeamte waren, kam es hoch. Der damalige Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Hermann Lutz, wies dann darauf hin, dass „die Söhne und Töchter dieser Gesellschaft, die zur Polizei gehen“, wohl so denken wie der Bevölkerungsschnitt – und hier gibt es Untersuchungen. Zwischen sechs und zwanzig Prozent der Bundesbürger hegen zeitweise rechtes Gedankengut. Die Hans-Böckler-Stiftung stellte in einer Studie 2005 fest, dass dies selbst bei eher vermeintlich links orientierten Gewerkschaftsmitgliedern nicht anders ist.

Experten sagen, natürlich seien Polizeibeamte im Schnitt konservativer. Aber dies habe mit der schon beruflichen Nähe zu „Recht und Ordnung“ zu tun und zu dem, was sie „täglich im Einsatz in Neukölln oder der Dortmunder Nordstadt oder mit libanesischen Familienclans in Essen erleben“. Noch einmal Hermann Lutz, 1989: „Im täglichen Dienst stehen sie direkt vor eben den sozialen Spannungen, die als Gründe für Vorurteile und Aggression mit verantwortlich sind“.