Washington. Der US-Wahlkampf nimmt an Fahrt auf. Rund vier Monate vor der Wahl greift US-Präsident Obama seinen republikanischen Herausforderer Romney immer schärfer an. In TV-Spots der Demokraten wird Romney vorgeworfen, als Manager für die Verlagerung von Jobs ins Ausland verantwortlich gewesen zu sein.

Knapp vier Monate vor der Präsidentenwahl in den USA spitzt sich die Debatte um die Situation auf dem Arbeitsmarkt zu. Amtsinhaber Barack Obama trieb seinen designierten Herausforderer Mitt Romney am Samstag auf einer Wahlkampfveranstaltung und mit Fernsehspots in die Enge, wonach dieser für die Verlagerung von Jobs ins Ausland verantwortlich sein soll. Romney dagegen wehrt sich vehement gegen die Kritik an seiner Vergangenheit.

Die Vorwürfe gegen Romney konzentrieren sich vor allem auf den Zeitraum 1999 bis 2002, in dem er entgegen eigener Aussagen weiterhin in der Firma Bain Capital tätig gewesen sein soll. Die Zeitung „Boston Globe“ war bei Recherchen zu dem Fall auf offizielle Dokumente gestoßen, die dies belegen sollen. Der Zeitraum könnte deshalb eine Rolle spielen, weil Bain Capital in Firmen investiert haben soll, die nach 1999 Jobs ins Ausland verlagerten.

Obama will Romney als Vernichter von Arbeitsplätzen darstellen

Obama will Romney angesichts der Vorwürfe nun als Vernichter von Arbeitsplätzen darstellen. In dem in neun Bundesstaaten und im Onlineportal Youtube ausgestrahlten Wahlwerbespot greift Obamas Team die Vorwürfe zu Bain Capital auf und wirft Romney zugleich vor, auch als Gouverneur von Massachusetts Jobs ins Ausland verlagert zu haben. Daneben wird Romney vorgeworfen, „Millionen auf Schweizer Konten“ zu haben und sein Geld in Steuerparadiesen in der Karibik anzulegen.

Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Virginia legte Obama am Samstag nach. „Als die US-Autoindustrie unterzugehen drohte und mein Herausforderer sagte ‘Lasst Detroit pleite gehen’, setzte ich auf die Arbeiter... und jetzt ist GM wieder Nummer eins“, sagte Obama mit Blick auf die Automobilhochburg in Michigan und den Autobauer General Motors.

Romneys Reichtum kommt im Wahlkampf immer wieder zur Sprache

Romney hatte sich in mehreren Interviews zunächst gegen die Vorwürfe im Zusammenhang mit Bain Capital gewehrt. Nach Februar 1999 habe er in der Firma „absolut keine Rolle“ mehr gespielt, sagte Romney CNN. Die Behauptungen seien „falsch, irreführend und verquer“. Dem Sender ABC News sagte Romney, Obama müsse sich „für die Art von Attacken seines Teams entschuldigen“.

Romneys Reichtum kommt im Wahlkampf immer wieder zur Sprache, und Obama versucht, seinen Herausforderer als weit entfernt vom Normalbürger darzustellen. Romney dagegen stellt seine Erfahrungen in der Privatwirtschaft in den Vordergrund, um sich somit als Beschaffer von Jobs zu präsentieren. Obama fürchtet angesichts der Arbeitslosenquote von 8,2 Prozent um seine Wiederwahl - außer Ronald Reagan schaffte seit dem Zweiten Weltkrieg noch kein US-Präsident eine zweite Amtszeit, wenn die Arbeitslosenquote über sechs Prozent lag.

Obama bemüht sich in den wichtigen Wechselwählerstaaten um Stimmen

Obama bemüht sich nun vor allem in den wichtigen Wechselwählerstaaten um Stimmen. In Virginia traf er am Samstag auf Romney-Anhänger mit Plakaten und der Aufschrift „Hope isn’t hiring“ (Hoffnung stellt nicht ein), was auf Obamas Wahlkampfslogan „Hope“ von 2008 gemünzt war.

Streit gibt es zwischen Demokraten und Republikanern unterdessen auch beim Thema Steuern. Obama forderte vom Kongress am Samstag eine Verlängerung der Steuererleichterungen für die Mehrheit der Bürger, die im Januar auslaufen. Lediglich die reichsten zwei Prozent der US-Bürger sollten höhere Steuern zahlen. Die Republikaner fürchten jedoch, dass damit die fragile wirtschaftliche Erholung gefährdet wird. (afp)