Den Haag. Der Prozess vor dem Kriegsverbrechertribunal gegen den früheren bosnisch-serbischen Armeechef Ratko Mladic war erst im Mai für zwei Monate ausgesetzt worden. Jetzt wurde der Angeklagte in ein Krankenhaus eingeliefert. Der Richter hatte bemerkt, dass Mladic schlecht aussah und unterbrach den Prozess bis Freitag.

Der vor dem Haager UN-Tribunal wegen Kriegsverbrechen angeklagte frühere bosnisch-serbische Armeechef Ratko Mladic ist am Donnerstag ins Krankenhaus eingeliefert worden. Eine Sprecherin des UN-Tribunals für das ehemalige Jugoslawien teilte in Den Haag mit, der 70-Jährige habe sich während der Verhandlung unwohl gefühlt. Mladics Anwalt Branko Lukic sagte, sein Mandant sei "in schlechter Verfassung".

"Mladic fühlte sich unwohl und wurde vorsichtshalber in ein Krankenhaus gebracht", sagte die Sprecherin Nerma Jelacic. Am Vormittag wurde ein Zeuge der Anklage, der ehemalige UN-Berater David Harland, zur Belagerung und Bombardierung der bosnischen Hauptstadt Sarajevo befragt.

Als Richter Alphons Orie bemerkte, dass Mladic schlecht aussah, fragte er: "Herr Mladic, Sie scheinen sich unwohl zu fühlen. Brauchen Sie medizinische Behandlung?" Kurz darauf unterbrach Orie die Anhörung und vertagte den Prozess auf Freitagmorgen.

Prozess war im Mai bereits ausgesetzt worden

"Er konnte sich nicht verständigen, er konnte die Augen nicht öffnen und er konnte nicht aufstehen", sagte Mladics Anwalt Lukic. Am Morgen sei er noch "in guter Stimmung gewesen, nichts deutete darauf hin, dass er sich unwohl fühlt." Der Anwalt wusste nach eigenen Angaben nicht, in welches Krankenhaus Mladic gebracht wurde.

Am Montag war der vorübergehend ausgesetzte Prozess gegen Mladic mit der Aussage des ersten Zeugen der Anklage fortgesetzt worden. Dem 70-Jährigen werden Völkermord sowie Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Bosnienkrieg von 1992 bis 1995 zur Last gelegt. Der Prozess war am 17. Mai für knapp zwei Monate ausgesetzt worden, nachdem die Verteidigung der Anklage das Zurückhalten von Dokumenten vorgeworfen hatte.

Opfer befürchten, Mladic könnte vor Urteil sterben

Mladic wird unter anderem für das Massaker von Srebrenica verantwortlich gemacht, bei dem im Juli 1995 rund 8000 muslimische Jungen und Männer von bosnisch-serbischen Einheiten ermordet worden waren. Das als Völkermord eingestufte Verbrechen hatte sich am Mittwoch zum 17. Mal gejährt. Zehntausende gedachten bei einer Zeremonie nahe Srebrenica der Opfer.

Vertreter der Opfer hatten in der Vergangenheit wiederholt die Sorge geäußert, Mladic könnte aufgrund seines Gesundheitszustandes einer Verurteilung entgehen. 2006 starb der ehemalige serbische Präsident Slobodan Milosevic in seiner Zelle, noch ehe das Haager UN-Tribunal sein Urteil gegen ihn sprechen konnte. Mladic hatte sich 16 Jahre lang dem Verfahren entzogen und war erst am 26. Mai 2011 in Serbien verhaftet und später an Den Haag überstellt worden. (afp)