Den Haag. . Der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladic erschien erstmals vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal. Er sei schwer krank, sagte er. Von seiner Anklage wolle er nicht einen Buchstaben hören. Ihm werden Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen.
Drei Tage nach seiner Überstellung aus Serbien ist der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladic erstmals vor dem UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag erschienen. Der 69-Jährige trat mit einem grauen Anzug bekleidet am Freitag vor Richter Alphons Orie. „Ich bin General Ratko Mladic“, sagte er zu Beginn der Anhörung.
Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Alphons Orie, ob er seine Rechte verstanden habe, sagte Mladic, er sei schwer krank und benötige mehr Zeit, um die elf Punkte der Anklage zu verstehen. Mladic machte keine weiteren Angaben zu seiner Krankheit. In barschem Ton beschied er Orie, er wolle „nicht einen einzigen Buchstaben oder Satz“ von seiner Anklage im Gericht hören.
Orie begann dennoch mit dem Verlesen der Anklage. Mladic wird darin vorgeworfen, die schlimmsten Gräueltaten des Bosnienkrieges mit 100.000 Toten organisiert zu haben, darunter das Massaker von Srebrenica. Mladic kann auf schuldig oder nicht schuldig plädieren. Lehnt er dies ab, muss er nach 30 Tagen erneut zu den Anklagepunkten Stellung nehmen. Zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen äußerte er sich nicht. Die Anschuldigungen seien widerlich, sagte Mladic in Den Haag.
Die Anhörung wird von einem großen Medieninteresse begleitet. Bereits am Donnerstag bezogen Journalisten aus aller Welt Stellung vor dem Gericht. Um zudem einen Andrang von Besuchern zu bewältigen, mietete das Gericht einen Raum in einem benachbarten Kongresszentrum und stellte dort Videoleinwände für eine Übertragung der Anhörung auf.
Anklage wegen Völkermordes und Kriegsverbrechen
Nach 16 Jahren auf der Flucht war Mladic vergangene Woche in Serbien gefasst worden. Er ist in insgesamt elf Punkten wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 angeklagt. Der 69-Jährige wird vor allem für das Massaker von Srebrenica mit 8000 Toten und die 44 Monate dauernde Belagerung Sarajevos verantwortlich gemacht.
In Serbien hatten Gesundheitsexperten Mladic vor der Überstellung nach Den Haag Verhandlungsfähigkeit bescheinigt. Mladics Anwalt Milos Saljic hatte am Donnerstag gesagt, Mladic sei 2009 wegen Lymphdrüsenkrebs behandelt worden. Die serbische Tageszeitung „Press“ hatte zuvor unter Berufung auf Saljic berichtet, Mladic habe in der Vergangenheit drei Hirnschläge und zwei Herzinfarkte erlitten und habe sich für eine Krebsbehandlung vier Monate lang in einem Belgrader Krankenhaus aufgehalten. (afp/dapd)