Düsseldorf. Der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Guntram Schneider kritisiert die Initiative von Bundesbildungsministerin Schavan als “Schnellschuss“. Spanien und Deutschland wollen eine Kooperation starten. Dabei gebe es in der EU bereits die Freizügigkeit, sagt Schneider.

In der NRW-Landesregierung gibt es Kritik an der geplanten Anwerbung junger Arbeitssuchender aus Spanien. Arbeitsminister Guntram Schneider bezeichnete die von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) gestartete Initiative als "Schnellschuss". In den EU-Ländern gebe es bereits die Arbeitnehmerfreizügigkeit, junge Arbeitssuchende könnten in jedem EU-Land einer Tätigkeit nachgehen, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag in Düsseldorf. Die von Schavan geplante Kooperation nutze deshalb "weder Spanien noch Deutschland".

Nach Angaben von Schneider gibt es in einigen Bereichen NRWs - etwa im mittleren Ruhrgebiet oder in Ostwestfalen-Lippe - einen "akuten Ausbildungsplatzmangel". Zudem sei festzustellen, dass viele Ausgebildete nicht in ihrem erlernten Beruf übernommen werden. Ein "Fachkräftetourimus" in der EU sei deshalb keine Lösung.

Arbeitslosigkeit und Fachkräftemangel

Hintergrund der Kooperation zwischen Deutschland und Spanien ist die Arbeitslosigkeit unter jungen Spaniern von mehr als 50 Prozent auf der einen und der derzeitige Fachkräftemangel in Deutschland auf der anderen Seite. Deutschland will nun spanische Jugendliche als Auszubildende anwerben und so gleichzeitig etwas gegen den hiesigen Fachkräftemangel und die Massen-Jugendarbeitslosigkeit in Spanien tun.

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Von Walter Bau

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) vereinbarte am Donnerstag bei einer Deutsch-Spanischen Ausbildungskonferenz in Stuttgart mit ihrem Amtskollegen José Ignacio Wert Ortega eine entsprechende Zusammenarbeit. Wegen des Fachkräftemangels gebe es für spanische Jugendliche auch in Deutschland interessante Ausbildungsmöglichkeiten, erklärte Schavan.

Schavan erklärte weiter, es dürfte nicht zugelassen werden, dass eine ganze Generation junger Menschen verloren gehe. Deutschland habe sehr gute Erfahrungen mit dem dualen Berufsbildungssystem mit praktischer Ausbildung und Schule gemacht. Spanische Unternehmen, die in Deutschland eine Niederlassung haben, könnten für die Initiative wichtige Botschafter werden. Und deutsche Unternehmen stünden auch in Spanien bereit, nach den deutschen Grundsätzen auszubilden.

In NRW gibt es eine Initiative zur Sicherung der Fachkräfte

Diese deutsch-spanische "Pionierarbeit" solle zum Modell auch für andere Länder werden, erklärte Schavan. Nach Angaben der Europäischen Kommission seien 5,5 Millionen Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren in Europa arbeitslos, besonders südeuropäische Länder seien stark betroffen. Während in Spanien die Jugendarbeitslosigkeit im Mai bei 52,1 Prozent gelegen habe, habe Deutschland mit 7,9 Prozent die europaweit niedrigste Quote gehabt.

Arbeitsminister Schneider verwies darauf, dass in Nordrhein-Westfalen bereits Ende vergangenen Jahres eine Initiative zur Sicherung der Fachkräfte gestartet worden sei. Dabei würden vor Ort Projekte definiert und gefördert, um den Fachkräftebedarf zu decken. Rund 100 Projektvorschläge seien bislang eingereicht worden, etwa ein Drittel davon erhielt bislang einen Zuschlag. Das Land stellt für das Programm in fünf Jahren 50 Millionen Euro zur Verfügung. (dapd)