Berlin. . Es ist ein Bau der Superlative. Das größte Gebäude, das der Bund je in Auftrag gab – und die größte Fehlkalkulation? Die Zentrale des BND soll 1,3 Milliarden Euro kosten, doppelt so viel wie angesetzt. Der Bundesrechnungshof geht gar von 1,55 Milliarden aus, Wolfgang Bosbach von zwei Milliarden.

Erst letzte Woche kostete Pfusch bei der Lüftungsanlage erneut viel Geld: 20 Millionen Euro zusätzlich. Der BND trägt daran kaum Schuld. Er ist Nutzer, Mieter, nicht Bauherr.

Die Geschichte seines Umzugs von Pullach an die Spree zieht sich seit 2003 hin. Über drei Regierungen hinweg hielt er drei BND-Präsidenten auf Trab. Ein Lehrbeispiel dafür, wie eine Behörde zum Spielball der Politik wurde und das Parlament sich zum Narren halten ließ.

Alle Dimensionen gesprengt

Nicht nur die Kosten, das ganze Projekt sprengt Dimensionen. Die Fassade ist 280 Meter lang, 14.000 Fenster, 20 Tonnen Stahl, 135.000 Kubikmeter Beton wurden verarbeitet. Der Architekt hat das Hauptgebäude 30 Meter von der Chausseestraße weg in einer metertiefen Senke errichtet – so erscheint es nicht ganz so wuchtig.

Wie eine optische Täuschung wirkt auch die Rechnung, die man den Abgeordneten vorlegte. Auf 500 Millionen Euro wurden 2003 die Kosten geschätzt. Den Erlös aus dem Verkauf des Geländes in Pullach müsste man noch dagegenrechnen. Das Areal ist riesig, Bauland vor den Toren Münchens teuer. Was sollte aus dem Ruder laufen? Das Parlament segnete das rot-grüne Projekt ab.

Die CSU trieb mit ihren Forderungen die Kosten hoch

Die CSU war immer dagegen. Ihr damaliger Chef Edmund Stoiber setzte durch, dass tausend der 4000 Beschäftigten in Pullach bleiben. Nun konnte nur noch eine Hälfte des Geländes verkauft werden. Und die andere Hälfte musste renoviert werden. Mehrkosten – statt Erlöse.

Gleichzeitig setzte die CSU für die BND-Leute dieselben Bedingungen wie für den Bonn-Berlin-Umzug der Bundesregierung durch, etwa Heimflüge und günstige Baudarlehen. Wenn sie schon den Umzug nicht stoppen konnten, wollten sich die Bayern wenigstens teuer verkaufen. Die Mehrkosten beziffert der Rechnungshof mit 180 Millionen Euro. Als das Budget für den Bau im Mai 2006 freigegeben wurde, wollten die Parlamentarier die Kosten noch auf 720 Millionen Euro „deckeln“.

Hoher Sicherheitsaufwand

In Wahrheit gaben sie bis heute bereits 811,25 Millionen Euro frei – für den Rohbau. Und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Dazu kommen die Ausstattung des Gebäudes, die technische Modernisierung in Pullach und der Umzug an sich. Er dürfte sich bis Ende 2016 hinziehen, etwa 14 Monate später als geplant. Immer neue Verzögerungen. Die Konjunktur zog an, Bauen wurde teurer.

Geräte, Material und Bauleute fehlten. Wegen Terminverschiebungen mussten andere Firmen einspringen. Der Sicherheitsaufwand für die Überprüfung aller Mitarbeiter stieg. Pläne werden gestückelt, dürfen nur gesondert eingesehen werden. Einen Gesamtüberblick über die Zentrale des Auslandsgeheimdienstes soll keiner haben. Jeder Arbeiter wird beaufsichtigt. Man müsse aufpassen, „dass nicht etwas eingebaut wird, was später aktiviert wird“, so der damalige BND-Präsident Ernst Uhrlau. So kam einiges zusammen, was den Bau verzögerte und die Kosten in die Höhe trieb.

Nicht in Euro und Cent beziffern lässt sich der Imageschaden. „Wir verlieren regelmäßig junge neue Mitarbeiter, die wir für Berlin eingestellt haben“, klagte BND-Präsident Gerhard Schindler.