Saarbrücken. Er war der 'Napoleon von der Saar' und will nach elf Jahren Pause wieder Ministerpräsident im Saarland werden - diesmal für die Linkspartei. Doch Umfragen geben Oskar Lafontaine keine Chance. Der Ex-SPDler zielt auf ein rot-rotes Bündnis ab und will die Grünen klein halten.

Jovial blickt Oskar Lafontaine von den Plakaten, und auch das legendäre Motiv der Saarschleife fehlt im Wahlkampf der Linken nicht. Berühmt wurde es als Hintergrund für das einträchtig posierende Politikerduo Lafontaine und Gerhard Schröder. Mit dem Ex-Kanzler als Person hat der «Oskar», wie ihn seine Anhänger immer noch bewundernd nennen, offenbar abgeschlossen, mit der Politik seiner früheren Partei SPD dagegen keineswegs.

Ein erfahrener Wahlkämpfer

Wenn der 65-Jährige auf den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr, auf Hartz IV oder auf Einschnitte bei den Renten zu sprechen kommt, ist es mit der vermeintlichen Altersmilde schnell vorbei. Dann kann er sich schon mal mit lauter Stimme und hochrotem Kopf in Rage reden. Die kämpferische Pose lockert der erfahrene Wahlkämpfer aber durch spöttische, häufig mit saarländischen Dialektausdrücken gewürzte Bemerkungen über die Mitbewerber auf.

Dass ihm das im vergangenen Jahr selbstgesteckte Ziel, nach elfjähriger Pause erneut Ministerpräsident im Saarland zu werden, inzwischen aus den Händen geronnen ist, lässt er sich nicht anmerken. Die damaligen Umfragen ließen die Möglichkeit offen, dass die Linke bei der anstehenden Landtagswahl vor der SPD ins Ziel gehen könnte.

Deren Führungsgremien beschlossen daraufhin jedoch, auf keinen Fall als Juniorpartner in eine Regierung Lafontaine einzutreten. Zudem vergrößerte sich sowohl in Umfragen als auch bei den jüngsten Kommunalwahlen der Abstand wieder. Doch auch ohne Führungsanspruch wäre für die Linke die erste rot-rote Koalition in einem westdeutschen Bundesland ein großer Erfolg.

Warnung vor den Grünen

Um die Chancen auf eine linke Mehrheit an der Saar zu erhöhen, hat der Politikfuchs neuerdings eine riskante Strategie eingeschlagen: Noch mehr als vor einer Großen Koalition warnt er vor einem Jamaika-Bündnis aus CDU, FDP und Grünen. Damit versucht Lafontaine, die Ökopartei als unsichere Kantonisten kleinzureden. Das Kalkül dabei: Wenn die Grünen unter fünf Prozent bleiben sollten, könnte es für ein Bündnis allein aus Sozialdemokraten und Linken vielleicht doch reichen.

Andererseits könnten sich die Angriffe als verhängnisvoll erweisen, falls die Grünen dennoch den Einzug ins Parlament schaffen und zum Zünglein an der Waage werden sollten. Schon jetzt ist die Abneigung der grünen Basis gegen den Linken-Chef groß, der vor zwei Jahren eine Abgeordnete der Grünen zum Übertritt bewegen konnte.

Zudem gibt es ein Thema, bei dem sich beide Parteien diametral gegenüberstehen. Während die Grünen das bereits beschlossene Ende des Kohleabbaus eher noch beschleunigen wollen, hält Lafontaine den forcierten Ausstieg für eine Fehlentscheidung mit gravierenden Folgen für die Arbeitsplätze. Nicht nur in dieser Frage scheint durch, wie sehr der Enkel eines Bergmann trotz bundespolitischer Karriere im Saarland und seinen Traditionen verwurzelt ist. (ap)