Berlin. Oskar Lafontaine und Gregor Gysi präsentieren sich vor dem dreifachen Landtagswahlwochenende in der Bundespressekonferenz: Der eine doziert, der andere stellt klar. Und beide sind siegessicher wie nie. Aber eine Zusammenarbeit mit der SPD ist für Lafontaine keine Option.

Bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt vor dem größten Forum, das die Berliner Politik zu bieten hat, präsentierten sich Oskar Lafontaine und Gregor Gysi wie zwei Egomanen. Das war im August 2005. Vier Jahre später geben die führenden Köpfe der Linkspartei an gleicher Stelle, der Bundespressekonferenz, vor dem Dreifach-Landtagswahl-Wochenende das gut eingespielte linke Doppel, in dem jeder seine Spielanteile bekommt. Die Rollenverteilung ist jedoch geblieben.

"Nicht gezähmte Finanzmärkte"

Lafontaine, Weltökonom wie immer, doziert zunächst. Und spitzt erst polemisch zu, als das Publikum seine Ausführungen zu den „nicht gezähmten Finanzmärkten” allzu regungslos hinnimmt. Dann sagt der Spitzenkandidat der Linken für die Landtagswahl im Saarland Sätze mit Tagesschau-Tauglichkeit. Oder für Stefan Raab.

„Die Richtlinien der Politik (gemeint ist die Finanzmarktpolitik) hat Herr Ackermann (gemeint ist der Deutsche Bank-Chef) festgelegt.” Leichtes Raunen. Man könne auch sagen, setzt Lafontaine nach, „Herr Ackermann ist der deutsche Bundeskanzler in diesen Fragen.” Lauteres Raunen.

Selbst Gysi lächelt. Sein Part besteht zunächst in einer Klarstellung. „Wenn wir in Thüringen stärker sind als unser Koalitionspartner, dann stellen wir den Ministerpräsidenten, und da reicht eine Stimme Unterschied.” Alles andere sei „völliger Schwachsinn”.

"Wer ist Matschie?"

Mit „Koalitionspartner” ist die SPD gemeint, die bislang mit der Linken nur kooperieren will, wenn ihr Kandidat Christoph Matschie Chef wird. Gysis Replik: „Wer ist Matschie?”

Die Linkspartei, vor den drei Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und im Saarland so siegesgewiss wie nie, redet sich stark. Adressat: die SPD im Bund. Mit seiner alten Partei hier zusammenzuarbeiten, komme gar nicht in Frage, sagt Lafontaine. Zu tief sei der „trennende Graben”.

Um ihn zu überwinden, müsse die Sozialdemokratie sich auf zwei Feldern bewegen, die man am besten so beschreibt: Weg mit Hartz IV und Raus mit der Bundeswehr aus Afghanistan. Zukunftsmusik. Bis dahin ist Realpolitik.

Und die sieht durch die Linkspartei-Brille betrachtet so aus: Verlängerung des Arbeitslosengeldes, um die Binnenkonjunktur anzukurbeln. Erhöhung des Schonvermögens bei Hartz-IV-Empfängern und Einführung eines Mindestlohns von zehn Euro. Denn: „Wer unter 10 Euro arbeitet, ist in seiner Arbeit total entwürdigt”, sagt Lafontaine. Gregor Gysi knüpft mit Blick auf die Bundestagswahl daran an. „Verlören wir an Stimmen, wird das Land unsozialer, es wird gröber, es wird auch brutaler”, sagt der Rechtsanwalt. Nur wenn die Linke, die auf „zehn Prozent plus x” setzt, stärker werde, würden die anderen Parteien „friedlicher”. Heißt: sozialer. Eine Logik, die auch Oskar Lafontaine gutheißt. Er würde es vermutlich nur komplizierter ausdrücken.