Berlin. . Experten rechnen mit einer Strompreis-Erhöhungswelle. Für einen Vier-Personen-Haushalt werde sich ab 2013 der Strom um rund 240 Euro jährlich verteuern. Doch das Wirtschaftsministerium lehnt Hilfen für Einkommensschwache ab.

Wegen der steigenden Strompreise schlagen Verbraucherschützer Alarm: Für einen Vier-Personen-Haushalt werde sich ab 2013 der Strom um rund 240 Euro jährlich verteuern, weil Ökostrom-Umlage und Netzentgelte die Preise in die Höhe trieben – die Regierung müsse das verhindern, auch mit Milliarden Steuermitteln.

Bei der Energiewende drohe ein Gerechtigkeitsdefizit, weil steigende Stromkosten einkommensschwache Haushalte besonders belasteten, während die Industrie von Ausnahmeregeln profitiere, warnt der Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband, Gerd Billen. Notwendig sei ein „Kassensturz“ und ein schnelles Umsteuern der Regierung.

"Die Kosten steigen täglich und keiner weiß, wie das bezahlt werden soll"

Die Sorge des obersten Verbraucherschützers: Die Ökostrom-Umlage von derzeit 3,5 Cent pro Kilowattstunde, die die Kunden mit 13 Milliarden Euro im Jahr über den Strompreis bezahlen, wird kräftig steigen. Billens Fachleute rechnen mit bis zu 6 Cent Preisanstieg für die Kilowattstunde bis 2014, höhere Netzkosten eingeschlossen. Auch andere Experten erwarten drastische Erhöhungen: Die halbstaatliche deutsche Energieagentur sieht, dass die Ökostrom-Umlage bereits 2013 auf fünf Cent angehoben wird, dann schon ein Fünftel des Haushalts-Strompreises ausmacht. Ein Grund sind die unerwartet vielen, hoch subventionierten Solaranlagen, die dieses Jahr ans Netz gehen.

Doch die Verbraucherschützer halten den Anstieg für nicht akzeptabel: „Die Kosten steigen täglich und keiner weiß, wie das bezahlt werden soll.“ Die Regierung müsse die gesetzliche Einführung von Stromspartarifen prüfen, zugleich den Hartz-IV-Satz regelmäßig an die Strompreisentwicklung anpassen.

Wirtschaftsminister Rösler lehnt Hilfen für Einkommensschwache ab

Berlin lehnt solche Eingriffe noch ab. Wirtschaftsminister Rösler (FDP) hält Hilfen für einkommensschwache Haushalte nicht für sinnvoll – dann würden die negativen Wirkungen einer Subvention nur durch eine weitere Subvention gemildert, sagt er. Stattdessen setzt Rösler auf eine Reform der Ökostromförderung.

Fachleute rechnen aber mit einer Strompreiserhöhungs-Welle schon Anfang 2013 – im Herbst wird die neue Ökostrom-Umlage für nächstes Jahr festgelegt.