Los Cabos. . Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer haben energische Schritte im Kampf gegen die weltweite Schuldenkrise angekündigt. Beim G-20-Gipfel im mexikanischen Los Cabos würdigten die Staaten zum Abschluss auch die europäischen Bemühungen bei der Bewältigung der Eurokrise.
Der G-20-Gipfel in Los Cabos ist am Dienstag mit einem Bekenntnis zur Einheit und Stabilität zu Ende gegangen. Die größten Wirtschaftsnationen der Welt sehen die Euro-Krise als die größte Bedrohung für die Weltwirtschaft und sind bereit, gemeinsam alles für die Überwindung zu tun.
Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte die „wirkliche globale Anstrengung“, die alle Staaten zeigten. Zudem hob die Kanzlerin die „Kameradschaft“ hervor, mit der die G-20 die Probleme angehe.
Sparen und wachsen
Innerhalb der Gemeinschaft hätten die Europäer noch einmal versichert, dass sie ihre Krise mit Finanzkonsolidierung und Wachstumsmaßnahmen auf der einen und mehr europäischer Zusammenarbeit auf der anderen Seite lösen wollen. Die Kanzlerin legte aber wie auch schon zu Beginn des Treffens Wert auf die Feststellung, dass nicht nur die Staatsschuldenkrise in Europa ein Risiko für die globale Ökonomie darstelle. Sie nannte das Haushaltsdefizit in den USA beispielhaft als ein weiteres Risiko für die globale Ökonomie.
Als Beispiel für die gemeinsamen Anstrengungen zur Stabilisierung der Weltwirtschaft werten Experten auch die Zusagen wichtiger Schwellenländer, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) neue Hilfsgelder zur Verfügung zu stellen. In Los Cabos sagten China, Indien und Russland insgesamt 63 Milliarden Dollar zu.
Brandmauern gegen die Krise
Nach den Zusagen werden die Mittel des IWF um insgesamt 456 Milliarden Dollar aufgestockt, wie IWF-Chefin Christine Lagarde am Rande des G-20-Gipfels mitteilte. Dabei machten wichtige Schwellenländer erstmals überhaupt konkrete Zusagen. So will China 43 Milliarden Dollar zum Krisenfonds beisteuern. Indien und Russland kündigten an, jeweils zehn Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen.
Das Geld aus den Schwellenländern soll helfen, die Brandmauer um verschuldete Euro-Staaten höher zu ziehen, als es die Europäer alleine mit ihren eigenen Rettungsfonds schaffen. Bereits im April hatten die IWF-Mitgliedsländer neue Kredite von 430 Milliarden Dollar zugesagt.
Mehr Mitsprache
Die BRICS-Staaten - China, Indien, Russland, Brasilien und Südafrika – hatten neue Finanzierungszusagen bisher offengelassen und noch kurz vor dem G-20-Gipfel Bedingungen für ein stärkeres finanzielles Engagement gestellt. Vor allem verlangten sie Reformen des IWF, die ihnen mehr Mitspracherechte sichern. Die fünf BRICS-Staaten stellen 42 Prozent der Weltbevölkerung und 18 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung, sind bislang aber in den Entscheidungsgremien deutlich unterrepräsentiert.
Viele Schwellenländer in der G-20 verharrten in Cabos überrschend passiv darauf, was Europa zur Lösung seiner Staatschuldenkrise beschließen möge. Die argentinische und brasilianische Staatschefinnen, Cristina Fernández und Dilma Rousseff, kamen am Rande des Treffens in Mexiko zu bilateralen Treffen zusammen und waren sich hinterher einig, dass man „warten und zuhören muss“, was die Europäer und vor allem die Deutschen zur Lösung beitragen, wie aus der argentinischen Delegation verlautete.
Euro-Drama überschattet den Gipfel
Genau wie die USA erwarteten aber auch die beiden südamerikanischen G-20-Mitglieder, dass man nicht nur sparen, sondern auch Wachstumsanreize schaffen muss. „Wir sind überzeugt, dass Griechenland und Spanien in der Krise stecken, weil sie in ein enges Sparkorsett gezwungen werden“, sagte ein Mitglied der argentinischen Verhandlungsdelegation.
Der mexikanische Gastgeber ließ den europäischen Themen bei diesem G-20-Treffen überraschend viel Raum. Gegenwärtig lege Europa die „Basis für das 21. Jahrhundert“ sagte Staatschef Felipe Calderón. Die anspruchsvolle Agenda, die sich Präsident Calderón ausgedacht hat, drohte aber in weiten Teilen im Euro-Drama unterzugehen.
Risiko für die Weltwirtschaft
Mexiko wollte die Anliegen der Schwellenländer vorantreiben: Zu den Themen nachhaltiges Wachstum, dem Nahverkehr in Mega-Städten, Nahrungsmittelpreise- und Sicherheit gab es keine weitergehenden Verpflichtungen in der Abschlusserklärung von Los Cabos. Unterdessen warnte der Chef der OECD, Jose Angel Gurria, „die Euro-Krise sei das größte Einzelrisiko für die Stabilität der Weltwirtschaft.