Essen. Große Städte im Ruhrgebiet wie Duisburg, Essen, Oberhausen und Mülheim sind für Kinder hochgefährlich. Hier verunglücken sie viel häufiger auf den Straßen als im Bundesdurchschnitt. Das befeuert die Diskussion um Tempo-30-Zonen in den Kommunen.

Der aufflammende Streit um die Forderung von SPD und Grünen nach einem generellen Tempo 30 innerorts bekommt neue Nahrung: Nach einem Vergleich des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) sind große Revier-Städte wie Duisburg, Essen, Oberhausen und Mülheim für Kinder kein gutes Pflaster. Sie verunglücken als Verkehrsteilnehmer hier viel häufiger als im Bundesdurchschnitt. Dortmund, das sich bei der Sicherheit für Kinder inzwischen gut entwickelt, zeigt danach noch eine weit überdurchschnittliche hohe Unfallbeteiligung Jugendlicher.

Die Untersuchung, die die Entwicklung der Verkehrssicherheit von Kindern und Jugendlichen in 76 deutschen Städten in den letzten fünf Jahren vergleicht, kommt zum Schluss, dass „Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts“ wichtig sei zur Verbesserung der Sicherheit. Auch würden Kinder von den Eltern vom Straßenverkehr heute „entwöhnt“, in dem sie mit dem Auto zur Schule oder zu Freunden gebracht würden.

"Im Ruhrgebiet gibt es noch immer zu wenig Tempo 30-Zonen"

Im europäischen Vergleich stehe Deutschland mit 277 Verkehrsopfern pro 100.000 Kinder weit schlechter da, als die meisten seiner Nachbarländer, warnt der VCD – in Dänemark verunglückten 31 Kinder je 100.000, in den Niederlanden 52. Allerdings sieht er auch gute Trends: Hagen, Bottrop, Bochum und Gelsenkirchen liegen im bundesweiten Vergleich im „grünen Bereich“, weisen teilweise weiter sinkende Unfallzahlen auf. In Moers nehmen Unfälle nach VCD-Berechnung zu, das Niveau der Sicherheit sei aber gut.

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Schon 2008 hatte die Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) beanstandet, dass Essen, Düsseldorf und Dortmund unter den 15 größten deutschen Kommunen die gefährlichsten sind für Kinder, die als Fußgänger unterwegs sind. Duisburg liegt im Mittelfeld. München und Nürnberg sind die sichersten.

„Im Ruhrgebiet gibt es noch immer zu wenig Tempo 30-Zonen“, sagt die Verkehrspsychologin Maria Limbourg von der Uni Duisburg-Essen: „In vielen süddeutschen Städten ist das anders“. Tatsächlich geht aus anderen Untersuchungen hervor, dass in München in 70 Prozent der Wohnstraßen Tempo 30 gilt, in Bochum nur in 15 bis 20 Prozent.

Politiker von SPD und Grünen wollen Tempo 30 in Städten bundesweit einführen, wenn sie 2013 die Bundestagswahl gewinnen. Die NRW-FDP erklärte, dies sei eine „Schikanierung der Autofahrer“.