Es gibt Themen, die den Menschen ganz nahe gehen und die in ihnen trotzdem die widersprüchlichsten Gefühle auslösen können: Als Autofahrer möchten sie ungehindert Gas geben. Als Eltern sind sie besorgt, wie sicher ihre Kinder auf dem Schulweg sind.
Also: Sollte es ein generelles Tempo 30 in Städten geben? Sozialdemokratische und grüne Verkehrspolitiker fordern langsames Fahren als „Regel“ innerorts. Sie wollen es nach einem Wahlsieg per Gesetz festlegen. SPD-Obere macht das nervös: Was den Wählern in der Elternrolle gefallen mag, könnte sie am Steuer ärgern...
Die deutsche Politik beschäftigt sich mit dem Thema seit 1982. Damals hat dies die Verkehrssicherheits-Kommission unter dem CSU-Mann Hermann Höcherl vorgeschlagen. Tempo 30-Zonen sind seit 2001 in jedem Wohngebieten möglich. Geschützt durch die Begrenzung sind Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser. Unter anderem dieser Regelung ist der langjährige Rückgang der Verkehrsopferzahlen zu verdanken.
Keiner braucht den Schutz mehr als die Kinder. Aber die Debatte läuft falsch. Denn das Gesetz erlaubt es den Kommunalpolitikern längst, auch große Teile des Straßennetzes so auszuschildern. München macht es, 80 Prozent der Stadt sind Langsamfahrstelle. Warum handeln andere Stadtväter nicht – der Kinder wegen?