Oslo. Mehr als 20 Jahre nach ihrer Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis hat die birmanische Freiheitsikone Aung San Suu Kyi ihre Dankesrede für die Ehrung gehalten. Sie rief dabei am Samstag in Oslo zur nationalen Versöhnung in ihrem Heimatland auf und äußerte “vorsichtigen Optimismus“ mit Blick auf die Demokratisierung Birmas. Zugleich verwies sie aber auf die anhaltenden gewaltsamen Konflikte in dem südostasiatischen Land.

Begleitet von Standing Ovations und Glückwünschen von allen Seiten hat sich die birmanische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi für ihre Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis vor 21 Jahren bedankt. Der Preis habe während ihrer Zeit im Hausarrest ihr Gefühl der Isolation gemildert und sie zu der Überzeugung gebracht, dass die internationale Gemeinschaft Demokratie für ihr damals von einer Militärjunta regiertes Heimatland verlangen würde, sagte Suu Kyi am Samstag bei ihrer lange verspäteten Dankesrede im Rathaus von Oslo.

"Während meiner Tage im Hausarrest habe ich mich oft gefühlt, als wäre ich nicht mehr Teil der echten Welt", sagte die 66-Jährige. "Da war das Haus, das meine Welt war. Dann gab es die Welt von anderen, die auch nicht frei waren, aber im Gefängnis als Gemeinschaft zusammen waren. Und dann war da noch die Welt der Freien. Jede von ihnen war ein anderer Planet, der seinen eigenen Kurs in einem gleichgültigen Universum verfolgt hat."

Dass ihr 1991 der Friedensnobelpreis zugesprochen wurde, habe sie wieder in die Welt anderer Menschen zurückgezogen, sagte Suu Kyi in ihre 40-minütigen Rede. "Er hat mich wieder real werden lassen. Und was noch wichtiger ist, der Nobelpreis hat auch die Aufmerksamkeit der Welt auf den Kampf für Demokratie und Menschenrechte in Birma gezogen. Wir würden nicht vergessen werden."

Unter den Gästen der Feierlichkeiten, für die der Raum im Osloer Rathaus mit Bergen an Chrysanthemen und Orchideen geschmückt worden war, waren auch der norwegische König Harald, Königin Sonja und 600 weitere Würdenträger. Bundesaußenminister Guido Westerwelle gratulierte Suu Kyi in einem Glückwunschtelegramm. Er habe darin ihren niemals aufgegebenen Einsatz für Demokratie, Menschenrechte und Gerechtigkeit in ihrem Land gewürdigt, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Samstag.

Die birmanische Oppositionsführerin stand jahrelang unter Hausarrest und konnte den Preis bislang nicht entgegennehmen. Seit ihrer Entlassung aus dem Hausarrest im Jahr 2010 hat sie ihre Partei, die Nationale Liga für Demokratie, ins Parlament von Birma geführt und vorsichtige Unterstützung für den Prozess der demokratischen Öffnung in ihrem Land geäußert. Wichtig sei aber, dass der ausländische Druck auf die birmanische Regierung aufrechterhalten werde, sagte sie am Samstag zur politischen Situation in ihrem Heimatland. "Wenn ich vorsichtigen Optimismus vertrete, dann nicht, weil ich kein Vertrauen in die Zukunft habe, sondern weil ich keinen blinden Glauben bestärken will."

Nach der Rede besuchte Suu Kyi eine Ausstellung im Nobelpreis-Zentrum, die Schlüsselmomente aus ihrem Leben zeigt. Am Sonntag sollte sie nach Bergen weiterreisen, um mit Vertretern von Hilfsorganisationen und birmanischen Flüchtlingen zu sprechen. Für Montag war ein Treffen mit Bono von der Popband U2 und deren gemeinsamer Flug nach Irland geplant, wo sie zu einem Konzert zu ihren Ehren erwartet wurde.(afp/dapd)