Berlin. . Der umstrittene Teppich-Import aus Afghanistan bringt Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel immer mehr in Bedrängnis. SPD und Grüne verlangen Aufklärung. Kanzlerin Merkel erwartet, dass Niebel die Versäumnisse so schnell wie möglich nachhole, so ein Sprecher.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) missfällt die umstrittene Teppich-Einfuhr von Bundesentwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP). Die Bundeskanzlerin sei sicher, dass der Minister seine Versäumnisse "so schnell und so vollständig wie möglich" nachhole, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin.

"Das Wort Versäumnis beinhaltet ja schon, dass eine andere Form der Einfuhr noch korrekter gewesen wäre und deswegen auch vorzuziehen gewesen wäre", fügte er hinzu. Seibert wies darauf hin, dass Niebel die Nachverzollung des Teppichs aus Afghanistan bereits angekündigt hat.

In der Teppich-Affäre rückt der Bundesnachrichtendienst (BND) von Entwicklungsminister Niebel ab. Der Geheimdienst sei davon "ausgegangen, dass das ein Gastgeschenk ist", erläuterten BND-Kreise. Der Transport des vermeintlichen "dienstlichen Stückguts" sei "im Rahmen der Amtshilfe" erfolgt. Der Minister hatte den Teppich im Mai im Dienstjet des BND-Chefs Gerhard Schindler von Afghanistan nach Deutschland fliegen lassen. Für den Transport zahlte Niebel keine Gebühren. Auch wurde dem deutschen Zoll die Ware nicht vorgelegt.

Kritik von der SPD

Nach der SPD haben auch die Grünen von Bundesentwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) Rechenschaft über einen aus Afghanistan eingeführten Teppich verlangt. Der Minister „muss die Vorgänge bei seinem privaten Teppich-Import aus Afghanistan vollständig aufklären“, erklärte Grünen-Parlamentsgeschäftsführer Volker Beck am Freitag in Berlin. Er habe für die Fragestunde des Bundestages dazu eine Frage eingereicht. „Wir erwarten, dass der Minister die Informationen über den Teppichimport vor der Öffentlichkeit und vor dem Parlament offenlegt“, erklärte Beck.

„Minister Niebel verwechselt sein Ministerium mit einem Selbstbediengungladen“

„Es wurde kein Preis vereinbart, es erfolgte keine Bezahlung“, erklärte das Ministerium. Nach Angaben von Niebels Ministerium wurde durch ein Missverständnis „die unmittelbare Nachverzollung versäumt“. Inzwischen sei um „Erteilung eines Steuerbescheids“ gebeten worden. „Selbstverständlich komme ich jederzeit sämtlichen Rechtspflichten in meinem dienstlichen und privaten Handeln nach“, erklärte Niebel.

Auch SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann hatte verlangt, Niebel müsse schnell erklären, „wie es zu der Affäre kommen konnte und wie er den entstandenen Schaden beseitigen will“. Steuerhinterziehung hat in der FDP Tradition“, sagte der Sozialdemokrat. „Minister Niebel verwechselt sein Ministerium mit einem Selbstbedienungsladen für sich und die FDP.“

„Kein deutscher Minister hat sein Amt jemals so schamlos missbraucht wie Dirk Niebel“, erklärte der entwicklungspolitische Sprecher der SPD, Sascha Raabe, am Freitag. „Erst versorgt er reihenweise Parteifreunde mit hochlukrativen öffentlichen Posten, dann stellt er den Personalrat kalt, und nun lässt er auf Staatskosten Luxusteppiche für seine Gemächer einfliegen.“ (dapd/afp)