Beirut. Die UN-Beobachter in Syrien sind bei ihrer Untersuchung eines neuen Massakers in der Provinz Hama unter Beschuss geraten. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte am Donnerstag vor der UN-Vollversammlung in New York, die Beobachter seien auf dem Weg zu den Nachbardörfern Al-Kubeir und Maasaraf angegriffen worden, in denen syrische Regierungstruppen und Milizen nach Oppositionsangaben dutzende Menschen getötet haben sollen.

Knapp zwei Wochen nach dem Massaker in Hula haben Berichte über ein weiteres Blutbad in der syrischen Provinz Hama international Empörung ausgelöst. Oppositionsgruppen zufolge wurden in der Ortschaft Masraat al-Kubair am Mittwochabend mehrere Dutzend Menschen von regierungsnahen Milizionären getötet. Bundesaußenminister Guido Westerwelle reagierte mit großer Besorgnis auf die Meldungen. Seine US-Kollegin Hillary Clinton bezeichnete die jüngste Gewalt als "schlichtweg skrupellos".

Die UN-Beobachter in Syrien sind bei ihrer Untersuchung eines neuen Massakers in der Provinz Hama unter Beschuss geraten. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte am Donnerstag vor der UN-Vollversammlung in New York, die Beobachter seien auf dem Weg zu den Nachbardörfern Al-Kubeir und Maasaraf angegriffen worden, in denen syrische Regierungstruppen und Milizen nach Oppositionsangaben dutzende Menschen getötet haben sollen.

Den UN-Beobachtern sei der Zugang zu Al-Kubeir verwehrt worden, sagte der UN-Generalsekretär. Als sie es später erneut versucht hätten, seien sie mit Handfeuerwaffen beschossen worden. Ban nannte das Massaker "schockierend und widerwärtig" und eine "unaussprechliche Barbarei". Syriens Staatschef Baschar al-Assad habe "jede Legitimität verloren", sagte er. "Jedes Regime oder jeder Führer, der eine derartige Tötung von Unschuldigen toleriert, hat seine grundsätzliche Menschlichkeit verloren."

Syrien-Gesandte Kofi Annan ist entsetzt

Der internationale Syrien-Gesandte Kofi Annan sprach am Donnerstag ebenfalls vor der UN-Vollversammlung. Dabei drückte er sein "Entsetzen" über das Massaker aus. "Wir können keine Massentötungen erlauben, die in Syrien zum Alltag geworden sind", sagte Annan. Ohne einen Wandel drohten dem arabischen Land in Zukunft "brutale Unterdrückung, Massaker, ethnische Gewalt und sogar ein offener Bürgerkrieg".

Annans im April vereinbarter Friedensplan steht vor dem Scheitern, weil sich die syrische Regierung und Opposition nicht an die darin festgelegte Waffenruhe halten. Der frühere UN-Generalsekretär forderte am Donnerstag eine "neue Ebene" des internationalen Handels, um seinen Plan doch noch durchzusetzen und die Gewalt zu stoppen. Damit sendete Annan ein Signal an den UN-Sicherheitsrat, den er am Nachmittag (Ortszeit) über die Lage in Syrien unterrichten sollte. Im Sicherheitsrat blockieren jedoch Russland und China ein schärferes Vorgehen gegen die Regierung von Assad.

Mehrere Dutzend Menschen bei Massaker in Syrien getötet

Die in London ansässige Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte am Donnerstag, bei dem Massaker in der Ortschaft Masraat al-Kubair nahe Hama seien am Vorabend mehrere Dutzend Menschen getötet worden. Die Örtlichen Koordinationskomitees und der Syrische Nationalrat gingen von mindestens 78 Toten aus, darunter Frauen und Kinder.

Regierungsnahe Truppen der Schabiha-Miliz hätten Masraat al-Kubair zunächst mit Granaten beschossen, seien dann in die Ortschaft eingedrungen und hätten Bewohner getötet, erklärten die Koordinationskomitees. Einige der Opfer seien erstochen und einige Leichen verbrannt worden.

Der Vorsitzende der Beobachtungsstelle, Rami Abdul-Rahman, forderte die UN-Beobachter auf, das Gebiet umgehend zu besuchen. "Warten Sie nicht bis morgen, um dieses jüngste Massaker zu untersuchen", sagte er an die Beobachter gewandt. Diese wurden von syrischen Regierungstruppen jedoch zunächst an einem Besuch in Masraat al-Kubair gehindert.

UN-Beobachtern wird Zugang zum Ort des Massakers verwehrt

Der Leiter der UN-Beobachtermission, Robert Mood, erklärte, einige Teams der Vereinten Nationen seien an Kontrollposten gestoppt, in einigen Fällen auch zurückgeschickt worden. Auch Zivilisten hätten die Beobachter angehalten. Sie seien informiert worden, dass ihre Sicherheit in Masraat al-Kubair gefährdet sei.

Die syrische Regierung bestritt die Vorwürfe der Opposition als "absolut haltlos". "Bewaffnete Terroristengruppen haben ein furchtbares Verbrechen in Masraat al-Kubair begangen, unter anderen neun Frauen und Kinder getötet", hieß es in einer von der amtlichen Nachrichtenagentur SANA veröffentlichten Regierungserklärung. Die UN-Beobachter seien nicht an ihrer Arbeit gehindert worden und hätten die Ortschaft mittlerweile erreicht. UN-Generalsekretär Ban erklärte indes, auf die UN-Beobachter sei geschossen worden.

Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur AP telefonisch, er habe das Massaker überlebt, indem er sich in einem Olivenhain unweit der Bauernhöfe versteckt gehalten habe. Seine Mutter und sechs Geschwister, darunter Zwillinge im Alter von zehn Jahren, seien getötet worden.

Westerwelle schockiert über Ausmaß

"Als ich aus meinem Versteck herauskam und in die Häuser ging, sah ich überall Leichen. Ganze Familien wurden entweder erschossen oder mit spitzen Stöcken und Messern getötet", sagte Leith al H. Etwa 80 Menschen seien umgekommen, darunter viele Kinder. 18 Häuser seien bei dem Angriff zerstört oder niedergebrannt worden.

Außenminister Guido Westerwelle reagierte mit großer Besorgnis auf die Meldungen über das neue Massaker. Die Nachrichten, sollten sie zutreffen, seien schockierend und zeigten, "wie dringlich das Handeln der internationalen Gemeinschaft ist", sagte der FDP-Politiker am Donnerstag in Istanbul. Gleichzeitig kündigte der Minister eine Erhöhung der humanitären Hilfe für Syrien um 2,1 Millionen auf dann 7,9 Millionen Euro an. Westerwelle mahnte, das Sterben gehe weiter, "nicht nur dann, wenn wir davon erfahren".

Clinton nennt jüngste Gewalt in Syrien "schlichtweg skrupellos"

US-Außenministerin Clinton kritisierte die jüngste Gewalt in Syrien als "schlichtweg skrupellos". Syrien könne kein friedliches, stabiles und demokratisches Land werden, solange Präsident Baschar Assad an der Macht sei, sagte Clinton.

Nach Angaben aus Diplomatenkreisen will der internationale Syrien-Gesandte Kofi Annan eine Kontaktgruppe zur Beilegung des seit 15 Monaten andauernden Konflikts einrichten. Der Gruppe sollten Weltmächte und regionale Akteure wie der Iran angehören, erklärten UN-Diplomaten. Einen entsprechenden Plan werde Annan am Donnerstag den Vereinten Nationen vorstellen.

Die Kontaktgruppe solle eine Strategie ausarbeiten, wie die Gewalt beendet werden könnte. Die Freunde Syriens hatten sich in der Nacht in Istanbul beraten und einige Grundsätze für die Zeit nach Assad vorgelegt. Da allerdings weder Russland noch China anwesend waren, war unklar, welche Auswirkungen die Vereinbarungen haben. (dapd/afp)