Hula. Die syrische Armee hat offenbar im Dorf Hula ein Blutbad angerichtet - 92 Menschen starben, darunter 32 Kinder unter zehn Jahren. Opposition wirft internationaler Staatengemeinschaft komplettes Versagen beim Umgang mit dem Regime vor.
Der Leiter der UN-Beobachtermission in Syrien, Robert Mood, hat den Angriff syrischer Regierungstruppen auf die Stadt Hula vom Freitag scharf verurteilt. Es sei eine "brutale Tragödie", erklärte Mood am Samstag. Die UN-Beobachter, die am Samstag vor Ort eingetroffen waren, bestätigten, dass die Armee in der Stadt Panzerartillerie eingesetzt habe - viele zivile Gebäude und Wohnhäuser wurden zerstört. Den Beobachtern zufolge wurden bei dem Angriff mindestens 92 Menschen getötet, darunter 32 Kinder unter zehn Jahren.
Opposition spricht von "Komplizenschaft" der internationalen Gemeinschaft
Nach dem Massaker von Hula hat die syrische Opposition schwere Vorwürfe gegen die internationale Gemeinschaft erhoben und den UN-Sicherheitsrat dringend zum Eingreifen aufgefordert. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte warf der internationalen Gemeinschaft am Samstag "Komplizenschaft" vor. Die Rebellentruppe Freie Syrische Armee forderte erneut Luftangriffe auf die Truppen von Präsident Baschar al-Assad.
Der oppositionelle Syrische Nationalrat forderte den UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung auf. Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte warf der internationalen Gemeinschaft vor, "angesichts des vom syrischen Regime verübten Massakers" zu schweigen. Damit mache sie sich der "Komplizenschaft" schuldig.
Die syrische Führung wies derweil jegliche Verantwortung für das Massaker von sich. "Wir weisen die Verantwortung für dieses terroristische Massaker gegen unser Volk vollständig zurück", sagte ein Sprecher des syrischen Außenamts am Sonntag in der Hauptstadt Damaskus. Zur Untersuchung der Gräueltaten sei eine Kommission eingesetzt worden, die sich binnen weniger Tage dazu äußern solle.
Kofi Annan Montag in Damaskus erwartet
Der Sprecher des Außenministeriums kündigte für Montag einen neuen Besuch des Syrien-Sondergesandten von Vereinten Nationen und Arabischer Liga, Kofi Annan, in Damaskus an. Der Friedensnobelpreisträger und frühere UN-Generalsekretär solle dort mit ranghohen Regierungsvertretern zusammenkommen. Syrien strebe eine "Rückkehr zum Dialog und an den Verhandlungstisch" an, sagte der Sprecher. Annan hatte am Freitag mitgeteilt, eine neue Einladung nach Syrien zu prüfen.
Die französische Regierung verurteilte das "Massaker". Außenminister Laurent Fabius kündigte an, unverzüglich ein Treffen der Kontaktgruppe der Freunde Syriens einzuberufen. Der Chef des in der Türkei ansässigen Kommandos der Freien Syrischen Armee, General Mustapha al-Scheich, forderte eine "angemessene Haltung" nach dem "vom Mörderregime Assads in der Region Hula verübt abscheulichen Verbrechen". Die Freunde Syriens müssten ein Militärbündnis gegen Damaskus schmieden. Die Mehrheit der in der Kontaktgruppe versammelten Länder, darunter die USA, lehnen ein Bewaffnung der syrischen Opposition ab.
Auch Rebellenhochburg Homs erneut bombardiert
Auch die Rebellenhochburg Homs wurde am Samstag erneut bombardiert. Landesweit wurden laut Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag mindestens neun Menschen getötet, darunter in den Provinzen Homs, Idlib und Daraa.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon beklagte in einem Bericht an den Sicherheitsrat weiterhin "massive" Menschenrechtsverstöße durch die Regierungstruppen; auch die Opposition verschärfe ihre Einsätze. In dem Land herrsche eine "Atmosphäre der Anspannung, des Misstrauens und der Angst". Die Bemühungen der UNO um ein Ende des Konflikts hätten bislang nur "kleine Fortschritte" gezeigt. Der Sicherheitsrat soll kommende Woche über den Bericht beraten. Derzeit halten sich 275 unbewaffnete UN-Beobachter in Syrien auf.
Die jüngste Gewalteskalation überschattet die Pläne des Syrien-Sondergesandten von Arabischer Liga und Vereinten Nationen, Kofi Annan, in der kommenden Woche erneut nach Damaskus zu reisen. Weder die Truppen von Staatschef Assad noch die der Opposition setzten bislang den von Annan vorgeschlagenen Sechs-Punkte-Plan um. Eine offiziell seit dem 12. April geltende Waffenruhe wird nicht eingehalten. (dapd)