Berlin. . Präsidiale Streicheleinheiten: Bundespräsident Joachim Gauck überreicht Norbert Röttgen die Entlassungsurkunde und findet tröstende Worte für den Ex-Umweltminister . Auch einen Wunsch gibt er Röttgen mit auf den Weg.
Es tat ihm gut. „Herzlichen Dank für Ihre Worte, danke Ihnen sehr“, sagt Norbert Röttgen. Der Dank gilt Joachim Gauck. Der Bundespräsident hatte Röttgen bei der Überreichung der Entlassungsurkunde gelobt und Mut gemacht. Der Termin war für Gauck ein Novum, und erfahrungsgemäß geht es dabei etwas verkrampft zu. Wenige scheiden freiwillig aus der Politik, obwohl der Wechsel ja zur „republikanischen Normalität“ gehört, wie Gauck es ausdrückte. Bei Röttgen stimmte nicht einmal die Fassade: Der Umweltminister trat nicht zurück. Er wurde von Kanzlerin Angela Merkel entlassen.
Die Rabiate verfolgte die Zeremonie ohne große Regung, zumal sie auch hundemüde gewesen sein muss. Merkel war erst wenige Stunden zuvor vom Nato-Gipfel in den USA zurückgekehrt. Nun stand sie im Schloss Bellevue und verfolgte, wie der Präsident Röttgen verabschiedete und danach Peter Altmaier zum Nachfolger ernannte. Ein kurzer Händedruck noch, dann war Röttgens Amtszeit zu Ende.
Trockene Urkunde - gefühlvolle Worte
Der Text der Urkunde ist trockene Prosa, allgemeiner Dank, für jeden Minister gleich, offenkundig nach Gaucks Gusto zu geschäftsmäßig. Röttgen habe „früher als andere“ erkannt, ergänzte der Präsident, „dass es Zeit für die Energiewende ist“. Er habe den Klima- und Umweltschutz wie den Ausbau der erneuerbaren Energien „leidenschaftlich vorangetrieben“.
Er dankte Röttgen für seinen Einsatz für das Gemeinwohl und wünschte sich, dass er das nach den „sehr schwierigen Entscheidungen“ auch in Zukunft tun könne. Kurzum: Er hofft, dass Röttgen nicht den Mut verliert und der Politik treu bleibt. Das musste er nicht sagen. Aber es war Balsam für die Seele.
Merkel hat die Entlassung Röttgens unterdessen verteidigt. Als sie die Entscheidung getroffen habe, "bin ich mir sehr bewusst gewesen, welche politische und menschliche Tragweite dies haben wird", sagte die CDU-Vorsitzende nach Angaben von Teilnehmern am Dienstag vor der Unions-Fraktion. Aber sie sei sich "auch meiner Verantwortung als Kanzlerin bewusst gewesen". Daher habe sie sich für den Neubeginn ihm Umweltressort entschieden. Sie sei überzeugt gewesen, "dass ein personeller Neuanfang notwendig ist". (mit dapd)