Berin. Nach den Ausschreitungen bei den Relegationsspielen in Karlsruhe und Düsseldorf fordert Bundesinnenminister Friedrich ein entschlossenes Vorgehen der Vereine. „Was wir jetzt erlebt haben, zeigt, dass die Gewalt in den Stadien die größte Bedrohung für den Fußball ist.“
Nach dem Skandalspiel von Düsseldorf fordern die Innenminister null Toleranz gegenüber Randalierern und zeigten „Defizite“ im Profifußball auf. Der Vorsitzende der Innenminister-Konferenz, Lorenz Caffier (CDU), sagte in Berlin, die Emotionen beim Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC hätte man voraussehen können und „Vorsorge“ treffen müssen. Nun seien die 54 Vereine der drei Profiligen in der Pflicht, ergänzte Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). „Was wir jetzt erlebt haben, zeigt, dass die Gewalt in den Stadien die größte Bedrohung für den Fußball ist.“ Zu Beginn der neuen Saison im August sollen der Deutsche Fußballbund und die Fußballliga einen „Verhaltenskodex“ für den Umgang mit Fans vorlegen. Sie müssten jetzt reagieren. „Wir werden es ihnen klarmachen“, fügte Friedrich hinzu.
Die Vereine müssten dafür sorgen, „dass in den Stadien das Hausrecht auch ausgeübt wird“, sagte Friedrich. Für sie stehe der Sport im Mittelpunkt, so Caffier. Sie hätten aber „die gesamte Veranstaltung zu organisieren“. Kritik setzt die Politik an zwei Punkten an. Problemzone Nummer ein: Es dürfe keinen Zweifel darüber geben, dass Feuerwerkskörper in den Stadien verboten seien. Sie könnten nicht Bestandteil der Fankultur sein, „das kommt nicht in Frage“, meint Friedrich. Das „Kernproblem“ liegt für Caffier aber darin, dass unter den Vereinen nach wie vor darüber diskutiert werde, „ob man es tolerieren sollte“. Caffier: „Es ist und bleibt eine Straftat.“ Er hoffe, dass die Täter, die mit Videotechnik „relativ beweissicher“ überführt werden könnten, von den Gerichten auch bestraft würden. Vom DFB sei „eine klare Ansprache an die Vereine“ nötig.
Stadionverbote durchsetzen
Problemzone Nummer zwei: Viele Vereine tun sich nach Caffiers Beobachtung schwer damit, Stadionverbote durchzusetzen, auch bei Auswärtsspielen. Dabei sei elektronische Gesichtserkennung an den Eingängen zu den Stadien technisch möglich. Zudem müssten sich die Vereine damit befassen, welchen Fans sie für Auswärtsspiele Kartenkontingente bereitstellten.
Von der Reaktion der Profi-Vereine erhofft sich Friedrich eine Ausstrahlung in untere Ligen. „Die Vorbildwirkung ist ganz wichtig.“ Dass in Düsseldorf sogar Eltern mit Kindern aufs Spielfeld stürmten, empörte Caffier: „Da fällt einem nichts mehr ein“. Auch die Gewalt gegen Polizei habe eine nicht mehr akzeptable Form angenommen, berichtete Friedrich. Bei der Bahn gebe es eine Zunahme der Gewaltdelikte und Sachbeschädigungen durch Fans.