Essen. Joachim Löw bezog klar Stellung zu den Vorfällen, die sich beim Relegationsrückspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC ereignet hatten: „Ich finde es ungeheuerlich, dass eine Minderheit von Fans vor dem Schlusspfiff auf den Platz rennt“, sagte der Bundestrainer. Stimmen zum Skandalspiel.
Helmut Sandrock (DFB-Generalsekretär): „Wir haben die Vorkommnisse anlässlich der letzten Spiele mit großer Bestürzung zur Kenntnis genommen. Es ist völlig klar, dass die DFB-Sportgerichtsbarkeit jeden einzelnen Fall aufarbeiten und ahnden wird. Bei der Bekämpfung von Gewalttätern müssen wir neue Wege gehen. Da sind wir mit den Maßnahmen, wie wir sie heute kennen, an unsere Grenzen gestoßen. Wir können dies nur im engen Schulterschluss zwischen DFB und DFL erreichen. Wir brauchen auch die Unterstützung von Polizei und Justiz, vor allen Dingen aber der großen Mehrheit der friedlichen Fans. Klar ist, dass wir uns von einer Minderheit von Chaoten nicht den Fußball kaputtmachen lassen. Wir werden die richtigen Maßnahmen finden, damit uns solche Bilder in Zukunft erspart bleiben.“
Joachim Löw (Bundestrainer): „Ich finde es ungeheuerlich, dass eine Minderheit von Fans vor dem Schlusspfiff auf den Platz rennt. Ungeheuerlich gegenüber der Mannschaft und dem Verein, in einer Situation, in der es um so viel geht. Nach dem Abpfiff kann ich meiner Freude freien Lauf lassen. Nun sind der DFB und die DFL gefragt. Ich kann nachvollziehen, was in den Düsseldorfer Spielern und Verantwortlichen vorgeht. Das Ganze trübt die Freude und den sportlichen Erfolg in diesem Moment.“
Dagmar Freitag (Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag): „Das, was in Düsseldorf geschehen ist, besitzt eine neue Qualität. Man muss jedes Detail unter die Lupe nehmen, damit solche Auswüchse in Zukunft verhindert werden können. Da sind DFL, DFB, Politik und Polizei gefordert. Ich denke, allein mit der Stärkung von Fanprojekten werden wir nicht weiterkommen. Hier geht es nicht mehr darum, Freude und Übermut von Fans in den Griff zu bekommen, sondern hier geht es um die Sicherheit von Menschen. Das muss Vorrang haben.“
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Gunter A. Pilz (Fanforscher): „Man muss die Vorkommnisse trennen. Dass euphorisierte Düsseldorfer Fans den Platz stürmen, dafür kann man sogar Verständnis aufbringen. Wenn einer rennt, rennen sie alle. Das ist eine Unsitte, aber doch noch nachvollziehbar. Beim letzten Abstieg der Hertha haben in Berlin Anhänger das Feld mit einer anderen Intention gestürmt, nämlich um zu bedrohen und zu zerstören. In Düsseldorf stellte das Zünden von Pyrotechnik das größere Ärgernis dar. Damit soll provoziert werden, vor allem die gegnerischen Fans, es geht um eine symbolische territoriale Eroberung des Stadions. Man kann nur hoffen, dass sich das Verständnis durchsetzt, dass Pyrotechnik nicht nur verboten, sondern auch gefährlich ist.“
Bernhard Witthaut (Bundesvorsitzender Gewerkschaft der Polizei): „Offensichtlich bringen Appelle an Vernunft und Verstand nichts. Der DFB ist jetzt vor dem angekündigten Anti-Gewalt-Gipfel von Fußball und Justiz in der Pflicht, zu prüfen, ob über Punktestrafen die Fans diszipliniert werden können.“ (sid)