Düsseldorf. Das Spiel, mit dem Fortuna Düsseldorf die Rückkehr in die erste Liga schaffte, endete im Chaos. Fans stürmten den Rasen, noch bevor der Schiedsrichter abgepfiffen hatte. Doch wer trägt die Verantwortung? Die Polizeigewerkschaft kritisiert den Verein und die Ordner, die Fans ungehindert durchließen.

"Die Sicherheitsstandards waren schlicht ungenügend." Dieses vernichtende Fazit zum Fortuna-Spiel von Dienstagabend zieht Frank Richter, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei. "Die Vereine haben aus den Krawallen der vergangenen Jahre offenbar nichts gelernt."

Im Relegations-Rückspiel gegen Hertha BSC Berlin hatten Fortuna-Fans kurz vor Spielschluss den Platz gestürmt. Schiedsrichter Wolfgang Stark unterbrach die Partie für rund eine halbe Stunde. Erst dann konnten die letzten Spielminuten angepfiffen werden. Die Berliner erklärten, man überlege Beschwerde gegen die Spielwertung einzureichen.

Fortuna-Ordner in der Kritik

Die positive Nachricht, so Richter, sei bloß, dass es keine Verletzten gegeben habe - "oder noch Schlimmeres." Seine Botschaft an die Vereine: "Werdet euch endlich bewusst, dass ihr gewaltbereite Fans in den eigenen Reihen habt!"

Fortuna-Fans, die beobachten mussten, wie einige Chaoten ihrem Club die Aufstiegsparty vermiesten, kritisieren die Ordner des Vereins: "Die standen an völlig falschen Stellen", sagt Thomas Bieberstein, Vorsitzender des Fanclubs "Niederrhein Fortunen". Es sei absehbar gewesen, dass einige Fortuna-Fans einen Platzsturm versuchen würden. Deshalb könne er nicht verstehen, wieso die Ordner sich nicht auf die Südseite, von wo der Platzsturm ausging, konzentriert hätten.

Security-Firma rechtfertigt passives Verhalten der Ordner

Die Ordner in der Düsseldorfer Esprit-Arena gehören zur Firma Klüh. Am Mittwochabend waren nach Unternehmensangaben 900 Ordner im Einsatz. Klüh-Sprecher Wolfgang Osinski nimmt seine Mitarbeiter in Schutz: "Was dort geschehen ist, war eine Verkettung unglücklicher Umstände."

Einzelne Fans hätten einen Schlusspfiff gehört, den es nicht gab - und seien in der Folge auf das Spielfeld gelaufen. Als denen dann hunderte Fans folgten, hätten die Ordner gar keine andere Möglichkeit gehabt, als die Fans laufen zu lassen. "Wir haben die Anweisung, in einem solchen Fall die Tore kontrolliert zu öffnen", sagt Osinski. Die Pressestelle des Vereins war für eine Stellungnahme dazu nicht zu erreichen.

Es sei nicht die Aufgabe des Ordnungsdienstes, "physische Gewalt gegen Fans anzuwenden", sagt Osinksi. Dafür sei die Polizei da, die für solche Vorfälle auch viel besser ausgestattet sei. Die Ordner seien beispielsweise nicht bewaffnet und auch nicht so geschützt wie Polizisten, die nach eigenen Angbaben mit über 1000 Beamten vor Ort war.

Panikforscher rät: "Einfache Argumente, drastische Drohungen"

Auch Panikforscher Michael Schreckenberg nimmt die Ordner in Schutz: "Solche Situationen kann man nicht verhindern." In den Stadien gebe es aus gutem Grund keine Zäune mehr, deshalb seien Ordner und Polizisten das einzige, was zwischen Fans und Spielfeld steht. "Wenn tausende Fans loslaufen, sind die Ordner chancenlos." In dem Augenblick seien auch Lautsprecherdurchsagen wirkungslos, da die emotionalisierten Fans diese nicht mehr wahrnehmen würden.

Schreckenberg rät den Vereinen, die Fans immer wieder - auch während des Spiels - mit Durchsagen darauf hinzuweisen, dass Platzstürme verboten sind. "Einfach und klar argumentieren und die drastischen Konsequenzen des Fehlverhaltens aufzeigen - das prägt sich bei den Fans am besten ein."

Wer eine gelbe Jacke trägt, ist noch lange kein Ordner

GdP-Vorsitzender Richter will die Ordner nicht persönlich kritisieren, aber er bemängelt, dass die Vereine zu wenig in die Ausbildung ihrer Ordner investieren. "Es reicht nicht, jemandem eine gelbe Jacke anzuziehen und zu sagen: 'Du bist jetzt Ordner.'"

Dass Fans überhaupt auf den Platz stürmen, sei eine "nachvollziehbare Unsitte", sagt der Fan-Forscher Gunter Pilz. Auch Fanclub-Chef Bieberstein findet das in Ordnung: "Wenn einer auf den Platz rennt, rennen andere halt hinterher. Das ist beim Fußball doch normal." Selbst Fortuna-Manager Wolf Werner versteht das: "Es ging bei diesen Szenen nicht um Gewalt, sondern um Freude." Allerdings fügt er hinzu: "Das ist natürlich keine Entschuldigung."