Berlin. Die Bundesbildungsministerin bleibt unter Druck: Der Plagiate-Jäger Martin Heidingsfelder forderte Annette Schavan (CDU) zum Rücktritt auf. Ihre Doktorarbeit weise “eindeutige Plagiate auf“, sagte der “VroniPlag-Gründer“. Die Uni Düsseldorf braucht noch Wochen oder Monate, um den Vorwurf zu prüfen.
Der Gründer der Internet-Plattform VroniPlag, Martin Heidingsfelder, hat wegen der aktuellen Plagiatsvorwürfe den Rücktritt von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) gefordert. "Die Ministerin muss zurücktreten, denn als Bildungspolitikerin wird sie nach der Debatte um ihre Doktorarbeit nie wieder unbefangen sprechen können", sagte Heidingsfelder dem Portal "Bild.de". Ihre Arbeit weise eindeutige Plagiate auf.
Die Plattform VroniPlag sammelt Belege für Plagiatsfälle in wissenschaftlichen Arbeiten. Heidingsfelder äußerte die Vermutung, dass die im Fall Schavan bislang beanstandeten Passagen ihrer Doktorarbeit nur die Spitze des Eisbergs seien: "Da stecken ziemlich sicher noch mehr abgekupferte Passagen drin." Bislang hat ein Unbekannter auf einer eigenen Plattform "schavanplag" Plagiat-Fundstellen auf 56 Seiten der gut 350 Seiten starken Dissertation Schavans aus dem Jahr 1980 aufgelistet.
Rückendeckung erhielt Schavan von Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP). "Es gilt die Unschuldsvermutung", sagte er der Zeitung "Die Welt" (Dienstagsausgabe). Auch habe er den Eindruck, "dass es Mode wird, Leute an den Pranger zu stellen". Niebel räumte allerdings ein, dass er die Dissertation Schavans nicht kenne - ebensowenig wie die von anderen Kabinettskollegen.
Uni Düsseldorf: Prüfung dauert lange
Schavans Sprecher Robin Mishra verwies in Berlin auf das Versprechen der Ministerin, zur Aufklärung beizutragen. Schavan selbst habe sich in den vergangenen Tagen deswegen nicht mehr zu dem Vorgang geäußert, weil sie nicht den Eindruck erwecken wolle, sie wolle in irgendeiner Weise auf diese Prüfung Einfluss nehmen.
Zuständig für die Überprüfung ihrer Arbeit sei jetzt die Universität Düsseldorf. Dort beschäftigt sich nun eine Kommission mit Schavans Doktorarbeit. Diese Arbeit werde Wochen oder sogar Monate in Anspruch nehmen, heißt es. Die Kommissionsmitglieder müssten sich nun sämtliche Literatur beschaffen, die Schavan zu der vor 32 Jahren eingereichten Arbeit verwendet habe, erläuterte ein Sprecher der Universität Düsseldorf. Möglicherweise seien einige Bücher auch gar nicht in den örtlichen Bibliotheken verfügbar und müssten erst per Fernleihe beschafft werden. "Nichts würde das Ergebnis angreifbarer machen, als der Eindruck, dass sie (die Mitglieder der Kommission) überhastet und nicht gründlich genug vorgegangen sind." (afp/dapd)