Berlin. Bildungsministerin Annette Schavan soll in ihrer Doktorarbeit unsauber gearbeitet haben. Mit diesem Vorwurf sieht sich die CDU-Politikerin konfrontiert, seitdem ein anonymes Blog angebliche Schwächen in ihrer Dissertation aufgedeckt hatte. Schavan bestreitet den Vorwurf. Nun prüft die Uni Düsseldorf ihr Werk.

Eine Kommission der Universität Düsseldorf wird ab kommender Woche die 32 Jahre alte Doktorarbeit von Bundesbildungsministerin Annette Schavan unter die Lupe nehmen. Anonyme Blogger werfen ihr auf der eigens angelegten Internetseite "schavanplag" vor, an mehreren Stellen abgeschrieben und Quellen nicht genannt zu haben. Schavan versprach am Mittwoch in Berlin, die Plagiatsvorwürfe aufzuklären.

Die Ministerin will das Promotionsgremium der Philosophischen Fakultät in Düsseldorf bei ihren Untersuchungen unterstützen. Sie wies darauf hin, dass die Vorwürfe im Internet anonym seien. Das Blog enthält keine Hinweise auf einen Urheber. Auch die Plagiatsfahnder des Blogs "VroniPlag" weisen eine Beteiligung zurück. Sie hatten mit ihren Recherchen unter anderem für den Entzug des Doktortitels der FDP-Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin gesorgt.

"VroniPlag" überprüfte Schavans Arbeit bereits vorher

Die Community habe sich entschlossen, den Fall Schavan nicht zu veröffentlichen, sagte "VroniPlag"-Gründer Martin Heidingsfelder. Mitglieder hätten die Arbeit untersucht, die Verfehlungen aber nicht als gravierend erachtet. "Für mich sieht es nach einem Alleingang von jemandem aus", sagte Heidingsfelder. Er rechnete damit, künftig weitere Spitzenpolitiker der Fälschung zu überführen. Hinter dem Abkupfern bei Doktorarbeiten stecke offensichtlich System.

Die studierte Theologin und Philosophin Schavan wies die Behauptung zurück, in ihrer Arbeit ein Zitat des Kirchenlehrers Thomas von Aquin nicht original zitiert, sondern aus anderen Werken übernommen zu haben. Im "schavanplag" wird ihr vorgeworfen, den Satz aus einem Buch übernommen zu haben, ohne dies anzumerken.

Viele Politiker stolperten über abgekupferte Dissertationen

Die heute 56-jährige Politikerin promovierte vor 32 Jahren an der Universität Düsseldorf. Der Titel ihrer 1980 veröffentlichten Arbeit lautet "Person und Gewissen. Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung". Schavan wurde 2009 zur Honorarprofessorin der Freien Universität Berlin ernannt und führt deshalb auch einen Professorentitel.

In den vergangenen Monaten waren mehrere Politiker über Plagiate in ihren Doktorarbeiten gestolpert. So trat Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) im März 2011 vom Amt des Verteidigungsministers zurück, nachdem ihm Internet-Nutzer zahlreiche Plagiate nachwiesen. Ihm wurde ebenso wie Koch-Mehrin der Doktorgrad aberkannt. Erst vergangene Woche bat der Berliner CDU-Fraktionschef Florian Graf um die Rücknahme seines Titels, weil er abgekupfert hatte. Die Universität Potsdam erkannte Graf den Doktortitel inzwischen ab. (dapd)