Hamburg. . In den vergangenen Walpurgisnächten waren mehrere Hundert Polizisten im Hamburger Schanzenviertel im Einsatz, um brennende Barrikaden von der Straße zu räumen. Menschenansammlungen bildeten sich in diesem Jahr lediglich vor den angesagten Bars und Kneipen des Viertels.

Gegen 22.30 Uhr fährt ein Mannschaftswagen der Hamburger Polizei über das Schulterblatt, eine bekannte Straße im Hamburger Schanzenviertel. Er fährt vorbei am alternativen Kulturzentrum "Rote Flora". In den vergangenen Walpurgisnächten waren hier mehrere Hundert Polizisten im Einsatz, um brennende Barrikaden von der Straße zu räumen. Aber am Montagabend löst der mit nur zwei Beamten besetzte Peterwagen noch nicht einmal Buhrufe oder Gejohle aus.

Menschenansammlungen bilden sich lediglich vor den angesagten Bars und Kneipen des Viertels sowie den Geldautomaten der Hamburger Sparkasse - sie alle wollen friedlich feiern und in den Mai tanzen.

"Es ist in der Schanze vollkommen ruhig. Wir haben bisher keine Meldungen über Störungen", sagt ein Polizeisprecher. Dennoch stünden Beamte für alle Fälle bereit. Wie viele genau, sagt der Sprecher aus einsatztechnischen Gründen nicht. Derweil herrscht rund um das Schulterblatt eine gelöste Atmosphäre. Taxis buhlen um Fahrgäste, teure Autos parken am Straßenrand - offenbar haben deren Besitzer keine Angst, dass Randalierer sie beschädigen.

Gute Geschäfte für Wirte und Kioskbesitzer

"Soll es ruhig friedlich sein. Krach ist schlecht fürs Geschäft", sagt Asid Khalil, der einen Kiosk im Schanzenviertel betreibt. Die Geschäfte gehen heute gut und Flaschenbier und Zigaretten in großen Mengen über den Ladentisch. Einige Meter weiter sitzen die Leute zu hunderten auf den Terrassen der Lokale. Einige von ihnen sind sogar wegen der Krawalle gekommen - eine seltsame Art von Schaulustigen. "So ein bisschen was erwartet man schon", sagt Mareike Theren. Die Hessin ist über das verlängerte Wochenende in Hamburg zu Gast. "Wäre schon interessant zu sehen, wenn hier was los geht."

An der "Roten Flora" und im dahinter liegenden Schanzenpark sitzen Menschen in kleinen Grüppchen, die ihrem Aussehen nach zur linken Szene gehören. Mit der Presse wollen sie nicht sprechen. Einig sind sich die jungen Leute in den ausgefransten Lederjacken aber darüber, dass heute Nacht keine richtige Stimmung sei. Einige Jugendliche haben Europaletten in Richtung des Schanzenparks geschleppt. Gegen 1.00 Uhr setzen sich 20 bis 30 Menschen auf das Schulterblatt und zünden Unrat an. Kurz darauf löschen sie ihn selbst wieder. In den vergangenen Jahren war das Schanzenviertel immer wieder Schauplatz von schweren Zusammenstößen von Anhängern der linken Szene und der Polizei gewesen.

Für den diesjährigen 1. Mai erwartete die Hamburger Polizei weniger Randalierer als in den Vorjahren. Deswegen wollten die Behörden keine Gefahrenzone für das Schanzenviertel einrichten, in der die Beamten ohne Verdacht Kontrollen durchführen können. Lediglich die "Revolutionäre 1.Mai Demo", die am Dienstag ab 18.00 Uhr von den Landungsbrücken nach Ottensen ziehen will, stuft die Polizei als problematisch ein. (dapd)