Berlin. . In unserem Interview spricht der viel kritisierte Vorsitzende der Liberalen über die christliche und politische Auferstehung, Christian Lindner, dessen mögliche künftige Rolle in der Partei und den Erfolg der Piraten.
Die FDP kämpft um ihre Existenz. Jetzt sieht eine Forsa-Umfrage die Liberalen wieder bei fünf Prozent – Parteichef Philipp Rösler ist begeistert.
Herr Rösler, als Katholik haben Sie jetzt die Auferstehung Jesu Christi gefeiert. Glauben Sie an Wunder?
Philipp Rösler: Wir haben ja die Umfragen gesehen. Eine alte Wahrheit wird immer wieder zitiert: Es gibt nur zwei Institutionen, die Erfahrung haben mit der Auferstehung – die Kirche und die FDP.
Sie meinen die fünf Prozent bei der Forsa-Umfrage? In derselben Umfrage haben die Piraten fast dreimal mehr. Ist das nicht peinlich?
Rösler: Das macht nachdenklich, stachelt aber auch an. Es muss allen etablierten Parteien zu denken geben, dass und wie es den Piraten gelingt, Stimmungen aufzufangen. Der Piraten-Aufwind hat aber auch etwas mit der Frage zu tun: Wie flexibel können Parteistrukturen sein?
Bei den Wahlen in Schleswig-Holstein und NRW soll es ja um nicht weniger als um das FDP-Überleben gehen. Sehen Sie das auch so?
Rösler: Dort steht zur Wahl, ob es im Landesparlament weiterhin eine liberale Partei mit einer starken Stimme geben wird. Alle können sehen, wie sich die anderen Parteien auf Spielarten einer sozialdemokratischen Einheitspolitik eingelassen haben, weil Positionen der Freiheit und Eigenverantwortung nun mal unbequemer sind.
Ein Wunder brauchen Sie also nicht. Was sonst trauen Sie Christian Lindner zu?
Rösler: Er kann die Wende für NRW schaffen – endlich weg von der verhängnisvollen Verschuldungssucht. Ich bin froh, dass er aus der Reserve zurückgekehrt ist. Neues Zutrauen in eigene Kräfte stärkt auch die Attraktivität der liberalen Sache insgesamt.
Wenn ihm die Wende gelingt, wie lange können Sie neben einem solchen Tausendsassa Parteichef bleiben?
Rösler: Ich bin fest davon überzeugt, dass sowohl Wolfgang Kubicki in Schleswig-Holstein als auch Christian Lindner in NRW erfolgreich sind. Es gibt dann in zwei Landtagen weiter eine liberale Stimme. Das ist gut für die Partei, damit auch für die Parteiführung, aber vor allem für unsere Wählerinnen und Wähler, für das Land.
Berührt es Sie nicht auch persönlich, dass Sie auf Rettung von Ihrem Erzkritiker Kubicki hoffen müssen, und von Lindner, der Sie als Generalsekretär im Stich gelassen hat?
Rösler: Für Kubicki und die Nord-Liberalen gehört es zum Einmaleins, manchmal gegen den Wind zu segeln. Ihre Ideen haben schon oft zum Ziel geführt. Ich denke zum Beispiel daran, dass die Nord-Liberalen noch vor Fukushima den Ausstieg aus der Kernenergie gefordert hatten. Mit Christian Lindner tausche ich mich regelmäßig aus. Deshalb kann ich aus tiefster Überzeugung sagen: Ich freue mich, dass er wieder mit ganzer Kraft dabei ist, jetzt als unser erster Mann in NRW.