Düsseldorf. Die Ministerpräsidentin schloss einen Abschied aus NRW im Falle einer Wahlniederlage am 13. Mai erstmals nicht mehr aus. Das war eine Steilvorlage für die Union, die sich gegen Vorwürfe wehren muss, ihr Spitzenkandidat Röttgen bekenne sich nicht klar zu Nordrhein-Westfalen.

Die Verwirrung, die Hannelore Kraft am Freitag zu beseitigen versuchte, hatte sie selbst gestiftet. „Ich halte mir keinen Sessel warm“, ließ die Ministerpräsidentin mittags via SPD-Zentrale verbreiten, „mein Platz ist in NRW, ich gehe nicht nach Berlin.“ Aber genau das – ihren Abschied aus der Landespolitik im Falle einer Wahlniederlage - hatte sie am späten Donnerstagabend erstmals nicht mehr ausgeschlossen.

Bei „Markus Lanz“ im ZDF machte die Regierungschefin klar, dass sie nach einer verlorenen Wahl am 13. Mai wenig Neigung zum Oppositionsvorsitz verspürt. „Dass ich dann da sitzen bleibe in der ersten Reihe wie mein Vorgänger, das kann ich mir nicht vorstellen“, sagte sie und meinte Jürgen Rüttgers (CDU). Kraft weiter: „Da muss ich sehen, was ich mit meinem Leben weiter mache, das sage ich ganz offen.“

Später in der Sendung relativierte sie ihre Aussage: Wenn die SPD es wünsche, „würde ich auch Oppositionschefin machen“. Dabei ließ Kraft allerdings durchblicken, dass die Partei sie als gescheiterte Spitzenkandidatin drängen könnte, „Verantwortung für das Desaster“ zu übernehmen. „Dann kann die Situation entstehen, dass ich nicht mehr in Nordrhein-Westfalen bleiben kann“, sagte sie auf die Frage nach einem möglichen Wechsel in die Bundespolitik.

SPD-„General“ war irritiert

Zugleich grenzte sie sich von Norbert Röttgen ab. Der CDU-Herausforderer steht in der Kritik, weil er sich bei einer Wahlschlappe nicht auf NRW festlegen will. Sie sei in NRW bereits fünf Jahre Oppositionschefin gewesen und knapp zwei Jahre Ministerpräsidentin, sagte Kraft. Das sei eine „andere Ausgangsposition“, als wenn „ich von Berlin reingeflogen komme“.

Die Junge Union reagierte als erste. „Kraft will nicht Oppositionsführerin sein“, kritisierte Landeschef Sven Volmerimg. Da hatten Irritationen über den TV-Auftritt längst die SPD-Wahlkampfleitung erreicht. Generalsekretär Michael Groschek, der ein Kraft-Plakat mit der zentralen Botschaft „NRW im Herzen“ vorstellte, preschte in Absprache mit der Landeschefin vor. Sie habe „keine Fahrkarte nach Berlin“, erklärte er. Kraft bleibe „im Land, unabhängig vom Wahlergebnis“.