Essen. . Die Union an der Ruhr steht hinter dem Spitzenkandidaten für die Landtagswahl. Aber die schwarzen Hochburgen auf dem Land rebellieren. Am Niederrhein und im Sauerland werden die Stimmen, die ein klares Bekenntnis Röttgens zu NRW einfordern, immer lauter.

Gleich zu Beginn des Landtagswahlkampfes gärt es in der NRW-CDU. Dass Norbert Röttgen nicht klar sagt, ob er nach der Wahl auf jeden Fall in NRW bleiben will, frustriert viele Mitglieder. Mancherorts wird der Frust zur Rebellion. Ausgerechnet in den CDU-Hochburgen am Niederrhein und im Sauerland ist die Kritik an Röttgen besonders laut.

Heinz Wansing, Chef der CDU in Dinslaken, hat Röttgen einen Brief geschrieben. „Ich habe ihn aufgefordert, sich klar zu NRW zu bekennen. Heute habe ich eine Antwort erhalten, die die Leute hier nicht befriedigt. Wir haben Herrn Röttgen mit der Wahl zum Landesvorsitzenden einen Vertrauensvorschuss entgegengebracht. Er hat Hoffnungen und Erwartungen geweckt. Die Erwartungen muss er jetzt erfüllen.“

Mit dieser Meinung ist Wansing nicht allein. „Eine klare Aussage würde der CDU NRW insgesamt gut tun. Ein Spitzenkandidat sollte seine Ziele in NRW sehen“, findet Heinzgerd Schott, Vorsitzender der CDU Wesel. Manche Christdemokraten glauben sogar, Röttgen erweise all jenen, die für ihn auf den Marktplätzen und in Fußgängerzonen den Kopf hinhalten, einen Bärendienst. „Wenn er sich nicht klar äußert, wäre das nicht gut für den Wahlkampf“, erklären Brigitte Glocker und Simon Lisken, die CDU-Chefs von Moers und Kamp-Lintfort.

Rat aus dem Sauerland: Auf jeden Fall festlegen

Die Stimmung in der CDU-Hochburg Sauerland ist ebenso klar: „Röttgen sollte sich festlegen, damit wir diese Diskussionen im Wahlkampf nicht ständig führen müssen“, sagt Klaus Tolle, stellvertretender Fraktionschef der CDU in Sundern. „Es wäre auf jeden Fall besser, wenn er sich klar positioniert – egal wie.“ Selbst eine Festlegung, nach einer möglicherweise verlorenen Wahl nach Berlin zurückzugehen, sei besser, als diese Frage offen zu lassen, meint Tolle.

Ähnlich sieht es Karl Schneider, CDU-Landrat im Hochsauerlandkreis. „So lange Röttgen sich nicht klar äußert, müssen wir diese Diskussionen führen, ob wir es wollen oder nicht. Es wäre besser, er würde ein klares Bekenntnis abgeben, auf jeden Fall in NRW zu bleiben.“

„Seehofer soll sich um seine eigenen Dinge kümmern“

Die Stimmen aus der CDU im Ruhrgebiet klingen nachsichtiger, solidarischer. Die ganze Diskussion, glauben sie hier, sei „von außen aufgesetzt“. „Röttgen muss sich überhaupt nicht festlegen. Ich erwarte einfach, dass er mit Leib und Seele Wahlkampf macht“, sagt Susanne Asche, stellvertretende Vorsitzende der CDU in Essen. Sie glaubt, dass die Union nur mit alten Revier-Tugenden Erfolg haben kann. „Die Union hatte hier lange keine Mehrheiten. Dabei haben wir gelernt, wie wichtig es ist, zusammenzustehen.“

„Voll auf der Seite von Röttgen“ sehen sich auch Roland Mitschke, Vorsitzender der CDU im Ruhrparlament, und Guido Tann (CDU-Chef in Gelsenkirchen). Bernd Hohaus (CDU Bottrop) hält die ganze Diskussion für schädlich: „Wir wollen einen Ministerpräsidenten und keinen Oppositionsführer.“ Und Klaus Franz, Chef der CDU Ratsfraktion Bochum, versichert: „Ob sich Röttgen auf NRW festlegt, ist bei uns kein Thema. Wir beschäftigen uns Gott sei Dank lieber mit der Haushaltskonsolidierung.“

Regelrecht sauer sind die Christdemokraten an Rhein und Ruhr auf ihre „Freunde“ aus Bayern. „Es ärgert mich, dass ausgerechnet die CSU meint, etwas über Röttgen sagen zu müssen. Roland Mitschke vermutet dahinter „den Wunsch, Röttgen loszuwerden“. „Seehofer soll sich um seine eigenen Dinge kümmern“, grollt Bernd Hohaus.