Masar-i-Scharif/Berlin. Bei ihrem Besuch in Afghanistan hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Zeitplan für den Nato-Abzug aus Afghanistan infrage gestellt. Die Lage sei noch nicht so, dass man sagen könnte, “wir können heute hier abziehen“. Aber: Der Wille sei da, “wir wollen das schaffen“.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellt den Zeitplan zum Abzug der Nato-Kampftruppen aus Afghanistan im Jahr 2014 infrage. Der politische Versöhnungsprozess mit Aufständischen wie den Taliban habe zwar einige Fortschritte gemacht, er sei aber noch nicht auf einem Stand, bei dem man sagen könne, "wir können heute hier abziehen", sagte Merkel am Montag in Masar-i-Scharif und fügte hinzu: "Und deshalb kann ich auch noch nicht sagen, schaffen wir das bis 2013/2014". Die Kanzlerin betonte aber: "Der Wille ist da, wir wollen das schaffen, und daran wird gearbeitet."
Die Schließung des deutschen zivil-militärischen Wiederaufbauteams in Feisabad im Oktober werde ein Test: "Dann werden die afghanischen Kräfte dort ganz alleine die Verantwortung haben. Und gleichzeitig wollen wir die zivile Aufbauarbeit dort natürlich fortsetzen." Es werde sich dann zeigen, "ob diese Übergabe in Verantwortung auch wirklich klappt", sagte die Kanzlerin.
Merkel war am Morgen zu dem unangekündigten Besuch in Afghanistan eingetroffen. In Masar-i-Scharif informierte sie sich über den Einsatz der Bundeswehr und gedachte am Ehrenhain der 52 bislang in Afghanistan getöteten deutschen Soldaten. Von Masar-i-Scharif aus übermittelte Merkel auch dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai telefonisch ihr Beileid für das von einem US-Soldaten angerichtete Blutbad unter afghanischen Zivilisten mit 16 Toten am Sonntag. (dapd/rtr)