Brüssel. Vor mehr als einem Jahr wurde die Gesprächsrunde des Iran mit den USA, Russland, China und drei EU-Ländern ausgesetzt. Nun sollen die Atom-Verhandlungen wieder aufgenommen werden. Ein Zeitpunkt steht aber noch nicht fest. Der Iran will außerdem UN-Inspektoren Zugang zu einer umstrittenen Militäranlage gewähren.
Nach mehr als einem Jahr Stillstand hat die EU hat am Dienstag die Wiederaufnahme der internationalen Atom-Verhandlungen mit dem Iran angekündigt. Sie habe Teheran im Namen Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Chinas, Russlands und der USA das Angebot unterbreitet, teilte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton am Dienstag in Brüssel mit. Ort und Zeitpunkt für die neuen Verhandlungen "werden nun festgelegt", hieß es in ihrer Erklärung.
Die Verhandlungskoalition der fünf ständigen UN-Sicherheitsratsmitglieder, der EU und Deutschlands hoffe, dass der Iran "jetzt in einen konstruktiven Dialog" eintrete, der "echten Fortschritt zur Lösung der internationalen Sorgen über das Atomprogramm bringt".
Ausbau der Urananreicherung geht weiter
Die Gesprächsrunde des Irans mit den USA, Großbritannien, Frankreich, Russland, China und Deutschland ist seit etwa einem Jahr ausgesetzt.
Der Westen hatte zunächst zurückhaltend auf die Offerte aus Teheran reagiert, da der Iran parallel zu seinem Gesprächsangebot sein Atomprogramm aktiv weiterverfolgt und vor allem die Urananreicherung ausgebaut hat. Mit der Verlagerung von Atomanlagen in befestigte unterirdische Bunkeranlagen schürt der Iran zudem den Verdacht, eine militärische Nutzung dieser Technik zu betreiben.
Iran gibt Zeichen des guten Willens
Der Iran will außerdem nun doch UN-Inspektoren Zugang zu einer umstrittenen Militäranlage gewähren, in der geheime Atomaktivitäten vermutet werden. Die Erlaubnis zur Besichtigung des Stützpunkts Parchin sei eine Geste des guten Willens, erklärte der iranische Gesandte bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) am Dienstag in einer von der halbamtlichen Nachrichtenagentur ISNA veröffentlichten Stellungnahme. Allerdings müssten sich beide Seiten zunächst auf Rahmenbedingungen für die Kontrollen einigen.
Ranghohe IAEA-Teams hatten nach Besuchen in Teheran im Januar und Februar die iranische Regierung aufgefordert, Inspektoren in die südöstlich der Hauptstadt gelegene Anlage zu lassen. Der Iran lehnte dies jedoch ab, ebenso wie Forderungen nach Aufklärung über das mutmaßliche geheime Atomprogramm des Landes.
Zugang zur Anlage brachte 2005 keine Ergebnisse
Die Kehrtwende erfolgte nun einen Tag nachdem IAEA-Generalsekretär Yukiya Amano wachsende Besorgnis über mögliche neue Aktivitäten in Parchin geäußert hatte. Er machte keine Angaben darüber, ob diese mit mutmaßlichen neuen Atomwaffenversuchen in Verbindung stehen könnten. Die UN-Inspektoren vermuten, dass in Parchin am geheimen Atomprogramm des Landes gearbeitet wurde, was der Iran stets zurückgewiesen hat. Die Inspektoren hatten 2005 einen von vier Bereichen der Anlage besichtigen dürfen und dort keine verdächtigen Aktivitäten festgestellt.
In der iranischen Erklärung vom Dienstag hieß es, Parchin sei ein reiner Militärstützpunkt und keine Atomanlage. Eine Besichtigung sei ein langwieriger Prozess und könne nicht mehrfach genehmigt werden, zitierte ISNA. Wegen der wiederholten Forderungen der IAEA, werde "der Zugang noch einmal gewährt". (dapd, rtr)