Berlin. Zum Zapfenstreich hat sich der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff vier Lieder statt der üblichen drei gewünscht. Seine Amtsvorgänger hatten sich mit drei Stücken begnügt, nur der bei der Truppe sehr beliebte Verteidigungsminister Peter Struck bekam vier Lieder.
Beim Großen Zapfenstreich für Altbundespräsident Christian Wulff am Donnerstagabend in Berlin werden auf dessen Wunsch vier Musikstücke gespielt. Normalerweise darf sich ein Politiker nur drei Lieder zum Zapfenstreich aussuchen. Der in der Truppe sehr beliebte frühere Verteidigungsminister Peter Struck hatte allerdings ebenfalls vier Stücke ausgewählt:
Es handelt sich dabei um den "Alexandermarsch" von Andreas Leonhardt, den Song "Over the rainbow" von Harold Arlen sowie das Kirchenlied "Da berühren sich Himmel und Erde" von Christoph Lehmann und die Ode "An die Freude" von Ludwig van Beethoven, wie das Bundespräsidialamt am Dienstag mitteilte.
Wulff-Wunsch "Ebony and Ivory" ist auf der Trompete zu schwierig zu spielen
Der zunächst im Gespräch gewesene Titel "Ebony and Ivory" des Popmusikers Paul McCartney wird nicht zu hören sein. Nach einem Bericht von Bild.de machte das Stabsmusikkorps geltend, dass sich der Titel nur schwer auf der Trompete spielen lasse.
Vor dem Zapfenstreich lädt der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), der als Bundesratspräsident amtierendes Staatsoberhaupt ist, zu einem Empfang ins Schloss Bellevue. Es werden laut Präsidialamt rund 200 Gäste erwartet, darunter Vertreter der Verfassungsorgane, der Bundeswehr, Mitglieder des Diplomatischen Korps sowie Familienangehörige und Wegbegleiter von Wulff.
Wulffs Amtsvorgänger nehmen nicht an Zapfenstreich teil
Wulffs Amtsvorgänger Walter Scheel, Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Horst Köhler wollen nach Medienberichten nicht an der Zeremonie teilnehmen. Die fünf Bundestagsfraktionen werden beim Großen Zapfenstreich für den zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff wohl nicht vertreten sein. Keine der Fraktionen hatte bis Dienstagmittag eine Einladung zu der Zeremonie am Donnerstag im Schloss Bellevue erhalten, wie eine Nachfrage der Nachrichtenagentur dapd ergab. Die Linkspartei und die Grünen betonten zugleich, dass sie auch bei einer Einladung abgesagt hätten.
Bundestagspräsident Norbert Lammert wird indes bei der Ehrung für das frühere Staatsoberhaupt dabei sein. Das teilte sein Büro auf Anfrage mit. Lammert habe eine Einladung und werde diese auch annehmen. Von den Linken will keiner der Partei- und Fraktionschefs teilnehmen. Zugesagt hat hingegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Hannelore Kraft fordert Wulff zum Verzicht auf Ehrensold auf
Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin und stellvertretende SPD-Vorsitzende Hannelore Kraft hat den zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff aufgerufen, auf Ehrensold und Zapfenstreich zu verzichten. Damit könne er vieles von dem wiedergutmachen, "was er bisher angerichtet hat", sagte Kraft der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwochausgabe).
Für Wulff gelte wie für jeden Bürger bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung, fügte Kraft mit Blick auf die laufenden Ermittlungen hinzu. "Aber ich wage mir nicht vorzustellen, was passiert, wenn es zu einer Verurteilung käme und wir dann einen Großen Zapfenstreich gehabt haben und Ehrensold leisten. Das wäre furchtbar."
SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier rät Wulff zu Verzicht auf Zapfenstreich
Die SPD hat an Ex-Bundespräsident Christian Wulff appelliert, auf den umstrittenen Zapfenstreich der Bundeswehr zu seiner Verabschiedung zu verzichten. Wenn alle lebenden Altbundespräsidenten eine Teilnahme an der Zeremonie ablehnten, solle Wulff nicht auf der Zeremonie bestehen", sagte SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe).
Durch die Absage der früheren Staatsoberhäupter gebe es "keine Chance für eine einigermaßen würdige Veranstaltung", sagte der SPD-Fraktionschef. Steinmeier hat wie alle anderen Fraktionschefs keine Einladung zu dem Zapfenstreich erhalten.
(rtr, dapd, afp)