Berlin. . Braucht ein Alt-Bundespräsident Büro und Dienstwagen? Das Beispiel Horst Köhler zeigt: Zu tun gibt es jedenfalls genug.
Christian Wulff kämpft um Büro und Dienstwagen. Doch braucht ein Alt-Bundespräsident diese Privilegien wirklich? Arbeit gibt es jedenfalls genug.
Zum Beispiel Horst Köhler: Seit fast zwei Jahren kein Bundespräsident mehr, unterbeschäftigt jedoch nicht im mindesten. Bis Ende April ist der Terminplan bereits prall gefüllt, in seinem Büro in der Berliner Friedrichstraße jede Menge zu organisieren.
Viele Termine
In der nächsten Woche spricht Köhler in Wittenberg über ein Thema, das im Licht der Verstrickungen des Nachfolgers nicht ohne Reiz ist: „Vertrauen in die Führungseliten der Gesellschaft.“ Ende des Monats fliegt er nach Addis Abeba auf Einladung der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen: Podiumsdiskussion über die wirtschaftlichen Perspektiven Afrikas; jenes Kontinents, der dem einstigen IWF-Direktor schon während seiner Amtszeit im Schloss Bellevue besonders am Herzen lag.
Um Afrika wird es auch im April bei einer Tagung in Ludwigsburg und einer weiteren Podiumsdiskussion in Berlin gehen, an denen Köhler teilnimmt. Daneben eine Preisverleihung, Grußworte, die Besiegelung einer Städtepartnerschaft mit Köhlers polnischem Geburtsort Skierbieszow: „Er kennt viele, er ist relativ gefragt, hält sich aber medial zurück“, heißt es aus seinem Umfeld.
Die fünf „Ehemaligen“
Über fünf mit Ehrensold, eigenem Büro und Dienstwagen ausgestatteten Alt-Bundespräsidenten wird Deutschland demnächst wohl verfügen: Walter Scheel, Richard von Weizsäcker, Roman Herzog, Horst Köhler und eben wohl auch Wulff. Auf die meisten Ruhestandsjahre blickt Scheel zurück, der 1979 aus dem Amt schied. Er hat, wie zu hören ist, mittlerweile Personal abgebaut. Das Alter, die doch abnehmende Zahl der Verpflichtungen: Nur noch ein Referent versieht die Geschäfte im Büro des 92-Jährigen im Rathaus von Bad Krozingen.
Untätig muss aber auch er seine Tage nicht verbringen: „Scheel kriegt noch viel Post“, sagt einer, der ihn kennt und nebenbei darauf hinweist, dass nicht jedes Privileg eines Altpräsidenten vom Betroffenen als Wohltat empfunden wird.
Teurer Dienstwagen
Der Dienstwagen etwa sei Scheel immer ein Dorn im Auge gewesen, weil er als geldwerter Vorteil zu versteuern ist. Öfters habe Scheel darauf gedrängt, vom Dienstwagen befreit zu werden, weil er lieber kostengünstiger im Privatauto gefahren wäre.
Nicht nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen fand die Bitte kein Gehör. Bundespräsidenten zählen wie auch Bundeskanzler, die ebenfalls Anrecht auf Büro und Dienstwagen besitzen, zu jener Gruppe von Politikern, die auch im Ruhestand als gefährdet gelten – gepanzerte Limousine unverzichtbar.