Berlin/Köln. . Die CDU-Familienministerin Kristina Schröder unterstützt das finanziell bedrohte Projekt „FrauenMediaTurm“ der streitbaren Feministin Alice Schwarzer. Die rot-grüne Landesregierung in Düsseldorf hatte Schwarzer die Förderung für ihr Projekt zusammengestrichen.

Die Rettungsaktion kam überraschend, aber sie hilft am Ende beiden -- der Ministerin und der Feministin: CDU-Frau Kristina Schröder will Alice Schwarzers finanziell bedrohtes Frauenarchiv in Köln mit insgesamt 600 000 Euro unterstützen. Die rot-grüne NRW-Regierung hatte die Fördergelder für den FrauenMediaTurm zuletzt drastisch auf 70 000 Euro im Jahr gekürzt.

Frauensolidarität? Eher nicht. Die junge Ministerin und die kampferprobte Frauenrechtlerin sind alles andere als Busenfreundinnen. Im Herbst 2010 stritten sich Schröder und Schwarzer öffentlich über Feminismus, Frauenrollen und Geschlechterunterschiede. Mitte April erscheint jetzt Schröders Abrechnung mit dem politischen Feminismus in Buchform („Danke, emanzipiert sind wir selber!“). Man ahnt: Der Streit könnte erneut aufflackern -- und größere Kreise ziehen. Kristina Schröder gilt in frauenbewegten Kreisen als zu kompromisswillig, zu wenig kämpferisch, zu wenig lebenserfahren.

Wenn Schröder sich nun großzügig zeigt, ist das eine Verbeugung vor dem Feminismus und seiner Geschichte, sicherlich aber auch eine gute Gelegenheit, ihr Image als leidenschaftslose Frauenministerin zu korrigieren. „Ich mache das aus Freude und Überzeugung“, so Schröder gestern in Berlin. Beim Kölner Frauenarchiv gehe es um „bedeutende Zeugnisse“ einer „bedeutenden Bewegung“. Archivgründerin Alice Schwarzer erwähnt sie mit keinem Wort. Aber sie meint niemanden anderes, wenn sie sagt: Bei der Finanzhilfe gehe es um einen „Grundkonsens“ und nicht „um die Übereinstimmung in jeder Tonlage oder Argumentationsweise“. Der heftige Streit ist unvergessen.

Schröder am Telefon

Auch bei Alice Schwarzer. „Ich war, ehrlich gesagt, sehr überrascht, als ich plötzlich Ministerin Schröder am Telefon hatte -- und sie mir die gute Nachricht ankündigte.“ Beide hätten erst mal lachen müssen, erinnert sich Schwarzer. „Denn wir kennen ja unsere Vorgeschichte.“ Sie freue sich aber nun sehr – und zahlte gestern gleich mit großzügigem Lob zurück: „Ich finde das, ehrlich gesagt, echt souverän von Kristina Schröder. Und politisch ist es natürlich sehr erfreulich, dass die Ministerin sich jetzt so für die Sache der Frauen engagiert.“

Natürlich weiß Alice Schwarzer, dass Kristina Schröder in zwei Monaten ein streitbares Buch herausbringen will und dass sie sich darüber ärgern wird. Gegenüber unserer Zeitung gab sie sich gestern jedoch gelassen: „Ich finde, man kann in der Sache streiten, und trotzdem gemeinsame Anliegen haben. Das machen die Männer ja genau so – und es ist Zeit, dass auch wir Frauen das lernen.“

Haushaltssanierung

Vier Jahre lang, so hieß es gestern in Berlin, will Schröder das renommierte Kölner Archiv mit jeweils 150 000 Euro fördern – zusammen mit den 70 000 Euro Landesgeldern steht Schwarzers „FrauenMediaTurm“ (FMT) damit finanziell besser da denn je. Unter Jürgen Rüttgers’ Regierung bekam das Frauenarchiv insgesamt 210 000 Euro pro Jahr, nach Schwarzers Angaben hatte ihr der Regierungschef persönlich eine Förderzusage bis zum Jahr 2017 gegeben. Die rot-grüne Regierung begründete ihre Einsparungen vor allem mit der nötigen Haushaltssanierung. Schwarzer glaubt dagegen eher an einen „Racheakt“, weil sie Rot-Grün nicht stärker unterstützt habe. Das NRW-Frauenministerium hatte dem Archiv allerdings auch vorgeworfen, zu wenig publikumsfreundlich zu sein.