Mannheim. . Überraschendes im Kachelmann-Prozess: Berichterstatterin Alice Schwarzer musste den Saal verlassen. Grund: Der Anwalt von Wettermoderator Jörg Kachelmann will sie als Zeugin hören.

Im Prozess gegen den Wettermoderator Jörg Kachelmann hat die Verteidigung am Donnerstag die Vernehmung von Alice Schwarzer als Zeugin beantragt. Schwenn wirft der Journalistin vor, sie habe den Prozess mit einem anderen Zeugen besprochen. Konkret habe sie Kontakt mit dem Therapeuten des angeblichen Vergewaltigungsopfers, Professor Günter Seidler, aufgenommen.

Alice Schwarzer, die für die „Bild“-Zeitung über den Prozess berichtet und am Donnerstag im Landgericht Mannheim anwesend war, musste nach Schwenns Antrag den Gerichtssaal verlassen. Als mögliche Zeugin kann sie bis zur Entscheidung über den Beweisantrag nicht mehr am Verfahren teilnehmen. Schwarzer verließ die Pressebank mit den Worten: „Das nimmt ja Formen an.“

Buh-Rufe im Gerichtssaal

Zuvor war am Donnerstag zum vierten Mal der Therapeut des angeblichen Vergewaltigungsopfers vernommen worden. Teile der Vernehmung erfolgten unter Ausschluss der Öffentlichkeit, andere vor Publikum.

Der Therapeut Seidler gab an, Alice Schwarzer habe der Ex-Freundin Kachelmanns zu einem zweiten Anwalt geraten. Diese habe die Frage in einer Therapiesitzung mit ihm angesprochen, sich dann aber gegen einen zweiten Anwalt entschieden.

Der 26. Verhandlungstag war am Vormittag von Verfahrensstreitigkeiten um die Zulassung der Öffentlichkeit geprägt. Das Publikum reagierte mit Buh- und Pfui-Rufen auf die Entscheidung der Strafkammer, die Öffentlichkeit in wesentlichen Teilen der Vernehmung des Therapeuten auszuschließen. Außerdem wurden Journalisten beschimpft, die in Verhandlungspausen mit Schwarzer beziehungsweise Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge gesprochen hatten. (dapd)