Madrid. . Die Leiter wankender Geldinstitute in Spanien müssen künftig auf einen großen Teil ihres Gehaltes verzichten. Die neue konservative Regierung setzt zudem auf Zwangsfusionen zwischen schwächelnden Instituten.
Spanien räumt im angeschlagenen Bankensektor auf: Die luxuriösen Vorstandsgehälter in jenen wankenden Banken, die staatliche Hilfe brauchen, werden radikal gekürzt. Zudem beschloss die konservative Regierung ein Rettungspaket, das Zwangsfusionen zwischen schwächelnden Geldinstituten vorsieht und die Verpflichtung zu milliardenschweren Notreserven, um hohe Verluste aus riskanten Immobilienoperationen aufzufangen.
Statt den bisher üblichen ein bis zwei Millionen Euro Gehalt verdienen die Bankchefs sie künftig höchstens 600 000 Euro. Das bedeutet etwa für den Chef des drittgrößten spanischen Geldinstituts Bankia, Rodrigo Rato, dass er künftig 1,7 Millionen Euro weniger pro Jahr auf dem Konto hat.
Emilio Botin, Präsident des größten spanischen Bankenkonzerns Santander, muss hingegen nicht um sein königliches Gehalt fürchten. Seine Bank, eine der mächtigsten Europas, die auch in Deutschland und Österreich präsent ist, macht immer noch gute Geschäfte. Im schwierigen Jahr 2011 blieben 5,4 Milliarden in der Kasse hängen. Der Santander-Konkurrent BBVA, zweitgrößte Bank Spaniens, kam in 2011 auf drei Milliarden Euro Nettogewinn.
Sechs Kreditinstitute sind bereits verstaatlicht
Spaniens Bankensektor muss große Risiken verdauen; Darüber kann auch die vergleichsweise gute Lage der beiden spanischen Großbanken nicht hinwegtäuschen. Seit dem großen Immobiliencrash sitzt die Branche auf faulen Krediten, überbewerteten Grundstücken und unverkäuflichen Wohnungen im Wert von 180 Milliarden Euro.
Die Quote säumiger Kreditzahler in Spanien steigt unaufhörlich und liegt schon bei acht Prozent. Sechs Geldinstitute mussten bereits durch Verstaatlichung gerettet werden – andere könnten folgen.
Analysten gehen davon aus, dass die offiziellen Geschäftsberichte vieler Sparkassen und Banken nicht das wahre Drama widerspiegeln. Der spanische Finanzsektor, der durch großzügige, ungenügend abgesicherte Kredite zu Spaniens Immobilienblase beitrug, habe den Preissturz auf dem Häusermarkt noch nicht ausreichend in die Verlustrechnung übernommen. Die Immobilienpreise für Eigenheime unter der spanischen Sonne sind seit 2008 um mindestens ein Drittel gesunken, mancherorts gibt es sogar Schnäppchen zum halben Preis.