Köln. . Ein Bundespräsident mit Schlawiner-Image: Die Deutschen halten Christian Wulff einer Umfrage zufolge zwar für unehrlich. Das verhindert aber nicht, dass sie Sympathie für ihn empfinden.

Mehr als die Hälfte der Deutschen ist für einen Rücktritt von Bundespräsident Christian Wulff. 54 Prozent sprechen sich im aktuellen ARD-“Deutschlandtrend“ für einen Rückzug des Staatsoberhauptes aus, wie der WDR am Donnerstag in Köln mitteilte. Mitte Januar waren lediglich 46 Prozent dieser Ansicht gewesen.

16 Prozent der Deutschen halten Wulff für ehrlich (minus 10 Prozentpunkte), 22 Prozent finden ihn glaubwürdig (minus 9). Nur noch 33 Prozent der Bürger sind mit Wulffs Arbeit zufrieden - vor einem Monat hatten noch 44 Prozent seine Arbeit geschätzt. Zugleich findet aber eine klare Mehrheit (65 Prozent) den Bundespräsidenten sympathisch.

Beliebtester Politiker ist Bundesfinanzminister Schäuble

Deutlich aufgestiegen in der Wählergunst ist Außenminister Guido Westerwelle. Ihm attestieren 34 Prozent der 1.001 Befragten gute Arbeit (plus 9). Damit überholt der FDP-Politiker den Bundespräsidenten knapp.

Beliebtester Politiker ist Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, gefolgt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU), die mit 64 Prozent Zustimmung ihren besten Wert seit Dezember 2009 erreichte. Auch die Regierung insgesamt gewinnt: Die Deutschen finden sie so gut wie seit Amtsantritt im Herbst 2009 nicht mehr. 42 Prozent der Bürger sind zufrieden, 57 Prozent sind es nicht.

Knapp sieben von zehn Deutschen meinen, Merkel sei eine gute Bundeskanzlerin, 85 Prozent sehen in ihr „eine Politikerin, die unser Land in der Welt gut vertritt“. Dass Merkel in der Euro-Krise richtig und entschlossen gehandelt hat, denken 61 Prozent.

Soziale Marktwirtschaft „macht Reiche reicher“

Dennoch macht die Krise vielen Bürgern Angst. 79 Prozent glaubten, dass „der schlimmste Teil der Euro- und Schuldenkrise“ noch bevorsteht. Die Idee, in Griechenland einen Spar-Kommissar der EU einzusetzen, stößt auf große Sympathie: 73 Prozent finden, eine solche EU-Kontrolle des griechischen Staatshaushalts gehe in die richtige Richtung.

51 Prozent der Deutschen machen sich Sorgen um ihre persönliche wirtschaftliche Zukunft. Zwei Drittel sagen aber, sie seien persönlich von der Krise nicht betroffen.

Zugleich stehen viele Deutsche der sozialen Marktwirtschaft skeptisch gegenüber. Sie mache „die Reichen reicher und die Armen ärmer“, finden 77 Prozent. Während 49 Prozent der Bürger insgesamt mit dem Funktionieren der sozialen Marktwirtschaft zufrieden sind, vertreten fast genau so viele (50 Prozent) die gegenteilige Ansicht. 73 Prozent meinen, die soziale Marktwirtschaft funktioniere nicht mehr „so wie früher“.

Dass sie persönlich vom aktuellen Wirtschaftswachstum im Land profitieren, glauben lediglich 25 Prozent der Befragten. 73 Prozent denken, dass sie persönlich nicht vom Wachstum profitieren.

Schwarz-Gelb gewinnt in der Sonntagsfrage

In der Sonntagsfrage legen die Regierungsparteien leicht zu. Die Union gewinnt einen Punkt und kommt jetzt 36 Prozent, die FDP legt ebenfalls einen Punkt zu und kommt auf drei Prozent. Die SPD liegt bei 29 Prozent (minus eins), die Grünen kommen auf 15 Prozent (minus 1). Sieben Prozent erhält die Linke (plus eins), die Piraten liegen unverändert bei sechs Prozent. (dapd)