Berlin. Wieder neue Vorwürfe gegen Bundespräsident Christian Wulff: Einem Bericht zufolge prüft die Staatsanwaltschaft Berlin, ob sie Ermittlungen gegen ihn einleitet. Es geht um einen Audi Q3, den die Wulffs angeblich kostenlos nutzen durften. Anwalt Gernot Lehr dementiert die Berichte.

Die Berliner Staatsanwaltschaft prüft ein mögliches Ermittlungsverfahren gegen Bundespräsident Christian Wulff wegen der angeblichen kostenlosen Nutzung eines Autos. "Es findet bei uns im Hause eine Vorprüfung statt, ob strafbares Verhalten vorliegt", sagte Oberstaatsanwältin Simone Herbeth der "Frankfurter Rundschau" . Es gehe dabei um den Audi Q 3, der von den Wulffs genutzt worden sei. Die Staatsanwaltschaft sei von sich aus tätig geworden, es lägen keine Anzeigen vor.

Geprüft wird dem Bericht zufolge ein mögliches Verfahren wegen Vorteilsnahme. Nach Informationen der Zeitung durften die Wulffs schon ab Sommer 2011 offenbar kostenlos einen Audi Q 3 fahren - und damit Monate bevor das Modell überhaupt markteingeführt war. Der Wagen sei dem Berliner Autohaus überraschend geliefert worden - auf Anweisung der Audi AG und mit dem Hinweis, der Wagen solle auf dem Gelände des Autohauses geparkt werden und werde von den Wulffs abgeholt.

Angeblich gab's das "Vorserienmodell" kostenlos

Es gab dem Bericht zufolge keine Bestellung über das Autohaus. Die Lieferung sei vielmehr von der Spitze der Audi AG veranlasst worden. Der sonst noch nirgendwo erhältliche Wagen sei den Wulffs als "Vorserienmodell" zu Promotion-Zwecken zur Verfügung gestellt worden. Sicherheitsbeamte hätten das Fahrzeug im Auftrag des Bundespräsidialamtes sogar beim Autohaus überprüft.

Bundespräsident Christian Wulff ließ die Vorwürfe über seinen Anwalt zurückweisen. Wulffs Anwalt
Gernot Lehr bezeichnete die Berichte in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung als
"gezielte Falschberichterstattung". Das Ehepaar Wulff habe den Audi Q3 nicht wie
berichtet im Sommer 2011, sondern erst am 22. Dezember übernommen "und die dafür
marktübliche Vergütung gezahlt", erklärte Lehr.

Wulff lässt die Vorwürfe zurückweisen

Wulffs Anwalt Lehr richtete schwere Vorwürfe gegen die Frankfurter Rundschau und die Berliner Zeitung. Er legte ihnen eine "grobe Verletzung der journalistischen
Sorgfaltspflichten" zur Last. Sie hätten es "unterlassen, das Ehepaar Wulff mit
dieser Falschinformation zu konfrontieren", kritisierte Lehr. "Eine Frage, ob
das Ehepaar Wulff ab Sommer 2011 einen Audi Q3 gefahren habe, wurde nicht
gestellt."

Wulff ist seit Ende vergangenen Jahres wegen der Affären um den Privatkredit für sein Haus und kostenlose Urlaubsaufenthalte unter Druck. Zudem laufen Ermittlungen wegen Bestechlichkeit gegen seinen früheren Sprecher Olaf Glaeseker. (afp)