Passau. Der Ex-Finanzminister kritisierte Kanzlerin Angela Merkel für ihr Krisenmanagement. Es sei stets zu wenig, zu spät und zu ungefähr gewesen, so der SPD-Politiker. Steinbrück würde sich mit Blick auf Griechenland auf einen “Plan B“ vorbereiten, sagte er. Es könnte passieren, dass das Land aus der Eurozone austreten müsse.

Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat Zweifel am Erfolg der Rettung Griechenlands geäußert. Die Insolvenz Griechenlands und das Ausscheiden aus der Eurozone sollte niemand herbeireden, doch müsse diese Möglichkeit einkalkuliert werden, sagte Steinbrück der "Passauer Neuen Presse" von Montag. "Als deutscher Finanzminister würde ich mich auf einen Plan B vorbereiten." Einem dritten Rettungspaket würden viele europäische Länder nicht mehr zustimmen, warnte der SPD-Abgeordnete.

Kritik äußerte Steinbrück am Krisenmanagement von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). "Sie hat seit 2010 viele Pirouetten gedreht und häufig Positionen gewechselt. Die Kanzlerin hat viele verunsichert, Zeit vertan und die Infektionsgefahren in der Euro-Krise erhöht", sagte Steinbrück. "Das Krisenmanagement in der Eurokrise hatte stets drei Fehler: zu wenig, zu spät und zu ungefähr statt präzise."

Steinbrück fordert Eurobonds

Merkel hätte gemeinsam mit anderen Politikern der Eurozone gleich zu Beginn der Krise im Mai 2010 eine Garantie für die griechischen Staatsanleihen abgegeben müssen, sagte Steinbrück. Nun sei es dafür zu spät. Zur Lösung der Krise forderte Steinbrück neben dem geplanten Fiskalpakt erneut auch die Einführung von gemeinsamen europäischen Staatsanleihen, den sogenannten Eurobonds, sowie einer Finanztransaktionssteuer.

Das vom Bankrott bedrohte Griechenland verhandelt seit Wochen mit seinen privaten Gläubigern über einen Schuldenschnitt, der Voraussetzung für ein neues Hilfspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro ist. Angestrebt wird, dass die Privatgläubiger Griechenland 50 Prozent ihrer Forderungen erlassen. In den vergangenen Tagen wurde der Regierung in Athen vermehrt vorgeworfen, sie setze die zugesagten Spar- und Reformschritte nicht konsequent genug um. (afp)