Essen. . Silikonbusen.-Skandal, die nächste: Ein französischer Radiosender will bei seinen Recherchen zu den Inhaltsstoffen der umstrittenen Kunst-Brüste der Firma PIP Benzin-Zusätze und andere unerlaubte Stoffe entdeckt haben. Und aus Großbritannien kommt eine Warnung vor einem hohen Reiß-Risiko.
Im Skandal um die möglicherweise krebserregenden Brustimplantate der Firma PIP sind neue Details aufgetaucht. Der französische Radiosender RTL hat die Zutatenliste der Silikonkissen untersucht und festgestellt, dass sich darin industrielle und chemische Stoffe befänden, die niemals auf ihre medizinische Tauglichkeit getestet worden seien. Darunter soll sich auch ein Zusatzstoff für Benzin befunden haben. Die französische Arzneimittelaufsicht Afssaps habe gewusst, dass es sich um ein "gepanschtes Gel" handele, das eher in der Nahrungsmittel- und Computerindustrie eingesetzt werde, sagte der medizinische Berater einer Vereinigung von Frauen mit PIP-Implantaten, Dominique-Michel Courtois. Er hob aber hervor: "Man konnte nicht ahnen, dass das Gel Schmierstoffe enthält."
Die französische Regierung hat inzwischen 30.000 Französinnen dazu aufgerufen, sich ihre Implantate der Marke PIP wieder entfernen zu lassen. Der Anwalt des PIP-Gründers Jean-Claude Mas versicherte unterdessen, die umstrittenen Bestandteile der Brustimplantate kämen beispielsweise auch in der Schönheitsindustrie vor. Auch Hautcremes können Erdölprodukte wie Silikone enthalten.
Höheres Reiß-Risiko
Unterdessen schlägt der größte britische Anbieter für Schönheitschirurgie Alarm: Die umstrittenen Implantate hättren, neben allen Gesundheitsgefahren durch Inhaltsstoffe, auch ein sieben Mal höheres Reißrisiko auf als bisher angenommen. Die von der Zeitung "Sunday Telegraph" veröffentlichten neuen Angaben von Transform, der Kette für plastische Chirurgie, bewogen Gesundheitsminister Andrew Lansley dazu, eine dringende Überprüfung der Daten von 42.000 betroffenen britischen Frauen anzuordnen. Den Zahlen von Transform zufolge riss seit 2006 eins von 14 PIP-Implantaten - das sind etwa sieben Prozent, wesentlich mehr als das von der britischen Gesundheitsbehörde MHRA angegebene ein Prozent. Die französische Arzneimittelkontrollbehörde Afssaps schätzt die Fehlerquote einschließlich Rissen für Frankreich auf etwa fünf Prozent.
Die 2010 aufgelöste Firma Poly Implant Prothese (PIP) hatte weltweit hunderttausende mit einem Billig-Silikon gefüllte Brustimplantate verkauft. Das hausgemachte Gel wird für Entzündungen und sogar Krebsfälle verantwortlich gemacht. Auch Frauen in Deutschland tragen die Silikoneinlagen, genaue Zahlen sind allerdings nicht bekannt. Die deutschen Behörden empfehlen auch nicht pauschal, sich die Kissen entfernen zu lassen. (afp/dapd)