Bochum. Der Skandal um die französischen Brustimplantante hat längst auch Deutschland erreicht. In Bochum gewähren Chirurgen den betroffenen Frauen jetzt Preisnachlass bei der Entfernung der Prothesen.
Auch zahlreiche Bochumerinnen tragen die gefährlichen Silikonkissen aus Frankreich in ihren Brüsten. „Allein in unserer Praxis ging ein Dutzend Anrufe besorgter Frauen ein“, berichtet Dr. Christian Möcklinghoff, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie. In Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Qualitätsnetz Bochum bietet er betroffenen Patientinnen an, die Implantate für die Hälfte der regulären Kosten zu entfernen.
„Was da passiert ist, ist eine Sauerei!“ Dr. Möcklinghoff, mit Dr. Michael Ptok Betreiber der „Cityklinik“ im Europahaus, findet klare Worte für den Pfusch am weiblichen Körper. Die französische Firma PIP, so wurde jetzt bekannt, hat für ihre Gelkissen billiges Industriesilikon verarbeitet. Die Implantate drohen zu reißen; durch den Austritt des Silikons wird ein erhöhtes Krebsrisiko befürchtet.
Pleite-Firma PIP kann nicht in Haftung genommen werden
In Frankreich sind 30.000 Frauen aufgerufen, die PIP-Prothesen entfernen zu lassen. Für Deutschland gibt es mangels eines Zentralregisters nur Schätzungen. „Die Zahlen schwanken zwischen 7.500 und 16.000“, sagt Dr. Möcklinghoff. In Bochum könnten bis zu 100 Frauen betroffen sein. Dabei dürfte es sich ausschließlich um Patientinnen handeln, die sich die Implantate aus rein ästhetischen Gründen einsetzen ließen und als Selbstzahler die preiswerte Variante wählten, weiß der Facharzt. „Eingriffe nach Brustkrebs werden von der Krankenkasse bezahlt und in einer Klinik vorgenommen. Dort werden – wie auch in meiner Praxis – nur hochwertigste Implantate verwendet.“
Die Skandalfirma PIP ist pleite und kann nicht mehr in Haftung genommen werden. „Viele Frauen stehen vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe: Es wird allgemein zur Entfernung der Prothesen geraten, die aber nicht von den Kassen übernommen wird. So kommen zusätzlich zur mehrere tausend Euro teuren Erst-OP die Kosten für die Folge-OP in vergleichbarer Höhe zu“, weiß Dr. Möcklinghoff.
Auf Empfehlung der Chirurgischen Fachgesellschaft und in Kooperation mit dem Qualitätsnetz (Dachverband von 170 Haus- und Fachärzten in Bochum) bietet die Cityklinik den betroffenen Bochumerinnen ihre Hilfe an. Den Trägerinnen werden die Implantate zu deutlich vergünstigten Konditionen entfernt. Die Praxis sieht sich als Vorreiter; weitere Fachärzte können und sollen folgen. Wichtig: Zur Beratung sollte unbedingt der Implantatpass mitgebracht werden.