Berlin. . Erneute Kehrtwende des CSU-Chefs. Sein Ärger ist verraucht und einen gezähmten „KT“ kann er gut gebrauchen

Verraucht, schlicht und einfach verraucht ist der Groll des Horst Seehofer. Der CSU-Chef will sich im neuen Jahr „sehr darum bemühen“, den früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg für eine aktive Rolle in der CSU wiederzugewinnen, wie er im Bayerischen Rundfunk verriet. Das wäre das Comeback des Jahres 2012 – und ein Beispiel für Horst Seehofers Wendigkeit.

Erst im November, Guttenberg hatte sich in einem Interview-Buch kritisch mit den Parteien auseinandergesetzt, auch mit der CSU, zürnte Seehofer bei einem Besuch in Tschechien, das sei „völlig daneben“. Es sei „kein guter Stil“, alles und jeden herabzusetzen, um selbst erhöht zu werden. Zurück in München verriet er im Landtag am Rande einer Fraktionssitzung, er werde das Buch auch nicht lesen. Die Doktorarbeit, für die Guttenberg abschrieb – eine Plagiats­affäre – sei ein Fehler gewesen. Damit solle man „demütig umgehen“. Die „Süddeutsche Zeitung“ titelte damals denn auch: „Seehofer watscht Guttenberg ab.“

Signale aus der Partei

Glücklich ist Seehofer immer noch nicht. „Trotzdem darf man hier nicht nachtreten“, sagt er. Zur Wahrheit gehört ohnehin, dass die CSU Guttenberg nie ganz abgeschrieben hat. Beim politischen Aschermittwoch bekam Seehofer den größten Applaus für seinen Satz „Wir wollen, dass Du zurückkehrst“.

Trotz des Ärgers über „KT“ sagte Horst Seehofer im Herbst vor der CSU-Fraktion, „der gehört zu uns und soll auch wieder bei uns mitmachen, aber nicht in diesem Stil“. Die CSU hat nicht viele Talente und 2011 neben „KT“ auch Finanzminister Georg Fahrenschon verloren.

Die Oberfranken wünschen sich ihren Baron sowieso zurück. Bis zum Frühjahr 2012, so war es in Guttenbergs früherem Wahlkreis Kulmbach vereinbart, solle sich „KT“ überlegen, ob er antreten wolle. Die frohe Botschaft, eine Kandidatur für den Bundestag 2013, wollten die Oberfranken im Herbst bekannt geben. Nun geht womöglich alles schneller.

„Immer in der ersten Reihe“

Seehofer vernahm die Signale aus der Partei. Die Kritik an Guttenberg hatten auch nie alle geteilt. Zwar wurde sein Name auf dem CSU-Parteitag nahezu totgeschwiegen. Hinter den Kulissen jedoch war der oberfränkische Bezirkschef Hans-Peter Friedrich – Merkels Innenminister – umtriebig. Selbst nach Erscheinen des Buches bat er Guttenberg am Telefon um Klärung. Der Baron hat sich zu einer Kandidatur damals nicht zweifelsfrei geäußert. Noch hält er sich in Amerika auf. Von dort aus sondierte er seine Chancen, knüpfte an alte Kontakte an. Er zögerte und kokettierte öffentlich mit einer neuen Partei. Bei der CSU schrillten die Alarmglocken.

Vor einem Jahr galt der Mann als Rivale Seehofers. Heuer muss der Ministerpräsident und CSU-Chef die Konkurrenz nicht fürchten. Guttenberg stünde in seiner Schuld. Der geläuterte Guttenberg wäre vor allem ein gezähmter Guttenberg. Wenn er zur Teamarbeit bereit sei, dann, sagt Seehofer, „kann er auch eine herausgehobene Funktion anstreben“. Das verriet er der „Bild am Sonntag“. Im Team wäre er „immer in der ersten Reihe“, im Kabinett. Ob im Bund oder in Bayern ließ Seehofer offen.

2013 stehen in Bayern Wahlen an. Seehofer kann jede Hilfe gebrauchen. Auch der Euro-Skeptiker Peter Gauweiler soll ran. „Beide sind für die CSU sehr wertvoll. Ich möchte, dass sie uns an vorderster Front wieder zur Verfügung stehen.“ Guttenbergs Glamour plus Gauweilers Euro-Populismus. Das ist Seehofers Projekt „GG“.