Berlin. Ja zu Europa, nein zum Fremdenhass - in seiner Weihnachtsansprache wirbt Bundespräsident Wulff für Toleranz. Die Rede, die am ersten Feiertag ausgestrahlt wird, ist für Wulff die Chance, nach seiner Kreditaffäre den Fokus wieder auf seine präsidentielle Funktion zu lenken.
Bundespräsident Christian Wulff hat die Europäer zu Gemeinsamkeit aufgerufen. "Europa ist unsere gemeinsame Heimat und unser kostbares Erbe. Es steht für die großen Werte der Freiheit, der Menschenrechte und der sozialen Sicherheit. All das ist in unserem Europa nur gemeinsam zu erhalten", sagte Wulff in seiner vorab verbreiteten Weihnachtsansprache. Wer etwas anderes sage, finde vielleicht kurzfristig Beifall. "Aber er irrt sich." Die Deutschen selbst hätten immer wieder europäische Solidarität erfahren. "Und wir sind auch zukünftig solidarisch gegenüber Europa", fügte Wulff hinzu.
In seiner Weihnachtsansprache äußerte sich Wulff nicht zur Kritik rund um seine Verbindungen zu befreundeten Unternehmern. Er hatte sich aber am Donnerstag in einer Erklärung entschuldigt.
Weihnachtsansprache wird stets am ersten Feiertag ausgestrahlt
Der Bundespräsident zeigte sich zuversichtlich, dass die europäische Staatsschuldenkrise in den Griff zu bekommen sein werde. Regierung und Opposition hätten dazu weitreichende Entscheidungen getroffen. "In diesem Geist der Gemeinsamkeit wird es auch mit unseren Freunden in Europa und der Welt gelingen, den Weg aus der Krise zu gehen."
Die Weihnachtsansprache wird stets am ersten Feiertag ausgestrahlt. Für Wulff ist es die zweite seiner Amtszeit. Wie im vergangenen Jahr hatte er zu der Aufzeichnung rund 70 ehrenamtlich engagierte Bürger eingeladen.
"In unserem Land gibt es aber keinen Platz für Fremdenhass"
Wulff forderte in seiner Rede die Deutschen zu einem stärkeren Zusammenhalt auf. Ziel müsse eine offene Gesellschaft sein. Seine Abscheu äußerte der Bundespräsident über die unlängst bekanntgewordene rechtsextremistische Mordserie. Es habe alle schockiert, "dass rassistisch verblendete Verbrecher" über viele Jahre Menschen ausländischer Herkunft geplant ermordet hätten. "In unserem Land gibt es aber keinen Platz für Fremdenhass, Gewalt und politischen Extremismus."
Den Opfern gebühre Mitgefühl und Respekt; die Täter und ihre Unterstützer müssten unnachsichtig verfolgt werden. Wulff fügte hinzu: "Wir schulden uns allen Wachsamkeit und die Bereitschaft, für unsere Demokratie und das Leben und die Freiheit aller Menschen in unserem Land einzustehen." Die Arbeit an einer offenen Gesellschaft beginne bereits im Kindesalter.
Überschattet wird die diesjährige Weihnachtsansprache von den Vorwürfen gegen Wulff im Zusammenhang mit einem Privatkredit sowie Urlauben in den Domizilen befreundeter Unternehmer. Er hatte sich zehn Tage nach Bekanntwerden des umstrittenen Kredits entschuldigt.