Kuwait. . Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten aus dem Irak ist am Sonntag ein fast neun Jahre dauernder Krieg zu Ende gegangen. Er kostete mehr als 100.000 Iraker und fast 4.500 Amerikaner das Leben.
Knapp neun Jahre nach dem Einmarsch in den Irak haben die letzten US-Soldaten das Land verlassen. Der Einsatz sei damit nach insgesamt acht Jahren und rund neun Monaten abgeschlossen, bestätigte ein US-Offizier am Sonntag an der Grenze zwischen dem Irak und Kuwait. Die US-Truppen lassen ein Land in schwerer politischer Krise zurück.
Der letzte Konvoi der US-Armee verließ in der Nacht gegen 02.30 Uhr (00.30 MEZ) den Militärstützpunkt Imam Ali (Camp Adder) nahe Nassirija. Nach rund 350 Kilometern durch die Wüste passierte die Kolonne aus 110 Fahrzeugen mit rund 500 Soldaten um 07.30 Uhr die Grenze nach Kuwait.
Bis zu 170.000 US-Soldaten stationiert
Am 20. März 2003 waren die US-Truppen in den Irak eingedrungen, um den damaligen Machthaber Saddam Hussein zu stürzen. In Spitzenzeiten standen bis zu 170.000 US-Soldaten in dem Land am Golf. Mehr als 4.400 US-Soldaten verloren während des Krieges ihr Leben, rund 3.500 davon fielen im Kampf. Die zivilen Opfer werden von der britischen Organisation IraqBodyCount.org auf bis zu 114. 000 geschätzt.
In den vergangenen Monaten hatte die US-Armee bereits 505 Stützpunkte geräumt. Im Oktober hatte US-Präsident Barack Obama den Abzug so gut wie aller Truppen bis Jahresende angekündigt. Der Termin steht offiziell bereits seit 2008 fest, im Sommer 2010 hatten die letzten US-Kampftruppen den Irak verlassen. Lediglich 157 US-Soldaten verbleiben zu Ausbildungszwecken in dem Land, eine Kontingent der Marine-Infanterie soll zudem zum Schutz der Botschaft bleiben.
Die 900.000 Mitglieder der irakischen Armee sind ab sofort allein für die Sicherheit im Land zuständig. Sie stehen vor schweren Herausforderungen: Dazu zählen neben der anhaltenden Gefahr durch Aufständische das Wiedererstarken von Milizen sowie das Wiederaufflammen der Gewalt zwischen Schiiten und Sunniten.
Politischer Streit flammt auf
Am Wochenende verschärfte sich der politische Streit zwischen den Religionsgruppen. Das von den Sunniten unterstützte laizistische Irakija-Bündnis des früheren Regierungschefs Ijad Allawi beschloss am Samstag einen Boykott des Parlaments. „Wir können nicht länger über die Art und Weise schweigen, wie dieser Staat verwaltet wird,“ erklärte der zweitgrößte Block nach der Nationalen Allianz, dem schiitischen Bündnis von Ministerpräsident Nuri el Maliki.
Der Irakija-Block warf Maliki vor, „andere politische Parteien zu ignorieren und die Justiz zu politisieren“. Der Regierungschef handle im Alleingang und unter Missachtung der Gesetze, hieß es in der Erklärung. Vor den Häusern der Irakija-Anführer seien zudem Panzer und andere Militärfahrzeuge stationiert worden. Irakija kündigte an, ab sofort seine Mitarbeit im Parlament auszusetzen und verlangte die Einrichtung eines runden Tisches.
Maliki forderte das Parlament am Sonntag nach Angaben eines Beraters offiziell auf, seinem sunnitischen Stellvertreter Saleh Mutlak das Vertrauen zu entziehen. Dieser hatte Maliki zuvor in einem Fernsehinterview als „schlimmeren Diktator als Saddam Hussein“ bezeichnet. Mutlak sagte dem ihm gehörenden Sender Babelija, der frühere Machthaber sei ein „Erbauer“ gewesen, Maliki aber habe „absolut nichts“ getan. Sicherheitsbeamte teilten unterdessen mit, zwei Personenschützer des sunnitischen Vize-Präsidenten Tarik el Haschemi seien in einen Anschlag auf das Parlament Ende November verwickelt gewesen. (afp)
Alle Texte und Bilder zum Jahresrückblick finden Sie in unserem Spezial.