Berlin. .

Das Bundeswirtschaftsministerium bezichtigt die Spielhallen in Deutschland einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge "illegaler Praktiken". Das gehe aus einem Entwurf des Ministeriums für neue, strenge Auflagen für das Automatenspiel hervor, schreibt das Blatt in seiner Freitagausgabe.

Mitarbeiter der Spielstätten würden die Geräte "vorheizen", um die Kundschaft heiß auf die Automaten zu machen. Das geschehe dadurch, dass die Gäste nicht bei null beginnen müssten. Es seien vielmehr bereits "Spielpunkte hochgeladen", mit denen die Kunden gleich loslegen könnten. Das soll nun ausdrücklich verboten werden, um die Spielanreize zu verringern.

Das Ministerium will mit zum Teil drastischen Einschränkungen verhindern, dass die Besucher von Spielhallen süchtig nach den Automaten werden. Damit die Gäste nicht bereits verlorenem Geld hinterherjagen, muss nach jeder Stunde bei einer fünfminütigen Pause alles auf "Null" gestellt werden. Das soll bewirken, dass keine Geldeinsätze und Punkte mehr vorhanden sind, die anschließend zum Weitermachen verlocken.

Ministerium will Automatenspieler "abkühlen"

Das Ziel dieser Maßnahme: Eine "Abkühlung" der Spieler, damit sie ihr Verhalten überdenken und vor sich selbst geschützt sind. Auch dürfen, sofern die Pläne verwirklicht werden, maximal nur noch 10 statt 25 Euro in den Geräten als Einsatz gespeichert werden. Damit soll eine "Verlangsamung des Spiels" erreicht werden.

Auch für die Gaststätten sind strengere Auflagen vorgesehen. Nach einer Übergangszeit von fünf Jahren sollen nur noch zwei statt bisher drei Geräte pro Kneipe erlaubt sein. Schon viel früher, nach einem Jahr Anpassungszeit, sind die Gastwirte dem Entwurf zufolge dazu verpflichtet, das bereits bestehende Spielverbot für Kinder und Jugendliche mit einer "ständigen Aufsicht" und mit technischen Sicherungen an den Automaten konsequent durchzusetzen.

Damit bleibe Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) aber weit hinter den Forderungen der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, seiner Parteifreundin Mechthild Dyckmans zurück, schreibt die Zeitung. Sie hatte bereits Anfang des Jahres verlangt, die gut 50.000 in den Kneipen aufgestellten Geräte zu entfernen, weil dort "viele Jugendliche für das Automatenspiel anfällig werden".

Die Ministerpräsidenten der Länder haben bereits einschneidende Auflagen beschlossen. Große Spielhallen sollen nach einer mehrjährigen Übergangszeit geschlossen, viele Automaten abgebaut werden. (dapd)