Berlin. Bundespräsident Christian Wulff gerät durch die Kredit-Affäre immer stärker unter Druck. Falls Christian Wulff über seinen taktischen Umgang mit der Wahrheit fallen sollte, spricht die Union schon über potenzielle Nachfolger. Dabei fällt besonders häufig der Name Wolfgang Schäuble.

Um Bundespräsident Christian Wulff wird es ­einsam. Die Union erwartet von ihm, dass er alle Vorwürfe gegen ihn entkräftet. Hinter den Kulissen wird bei der Union schon das Szenario für den Fall eines Wulff-Rücktritts durchgespielt. Am häufigsten fällt dabei der Name Wolfgang Schäuble. Anders als bei Wulffs Amtsvorgänger Horst Köhler will die schwarz-gelbe Koalition nicht unvor­bereitet erwischt werden.

Hintergrund: Wulff hatte sich für einen Hauskauf 500.000 Euro beim befreun­deten Ehepaar Geerkens geliehen. 2010, damals als Niedersachsens Ministerpräsident, wurde er im Landtag nach ­Geschäftskontakten zu Egon ­Geerkens befragt. Die verneinte er. Dass das Geld von dessen Ehefrau Edith kam, behielt Wulff allerdings für sich.

SPD würde gerne Joachim Gauck als Wulff-Nachfolger ins Spiel bringen

Um die Nachfolge dürfe es „nicht wieder ein Tohuwa­bohu geben“, hieß es in der Unionsfraktion. In der ­Bundesversammlung haben Union und FDP eine knappe Mehrheit von drei Stimmen. In der SPD wird schon erwogen, bei Joachim Gauck anzufragen, ob dieser wieder zu ­einer Kandidatur bereit wäre.

„Wir sind alle peinlich ­berührt“, heißt es in der Unions-Fraktion. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) lehnte eine Stellungnahme ab. Der Chef des ­Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), ließ ausrichten, „andere“ sollten sich äußern. Weil kein anderer ihn in Schutz nahm, musste Kanzlerin Angela Merkel eingreifen. Als CDU-Chefin hatte sie ihn einst vorgeschlagen. Nun ließ Merkel ausrichten, sie habe „volles Vertrauen in die Person und die Amtsführung“. Gebrochener fiel die Solidarität von Vizekanzler Rösler (FDP) aus: „Wer ein Eigenheim kauft oder baut, nimmt zumeist einen ­privaten Kredit über die Hausbank auf. Das ist bei meiner Familie nicht anders.“

Christian Wulffs taktischer Umgang mit der Wahrheit

Der taktische Umgang mit der Wahrheit wird Wulff ­ebenso verübelt wie sein ­Schweigen. Unionsfraktions-Manager Peter Altmaier sagte, er könne „kein juristisches Fehlverhalten“ erkennen. Die Betonung liegt auf „juristisch“. Er sei sicher, dass Wulff die Fragen beantworten werde.

Aus Respekt vor dem Amt hält sich die SPD zurück. Auch sie erwartet, dass Wulff sich persönlich äußert. Die Vorsitzende der Grünen im Bundestag, Renate Künast, erklärte: „Ich erwarte von der Bundeskanzlerin, dass sie Christian Wulff dazu bringt, alles offen zu legen und sich zu entschuldigen.“ Die Vorsitzende von Transparency International, Edda Müller, mahnte: „Transparenz ist hier wirklich das Gebot der Stunde.“

In der Union kursieren zwei Erklärungen für das Schweigen. Wulff hoffe, im Windschatten der FDP-Krise durchzukommen: „Lindners Rücktritt ist ein Gottesgeschenk.“ Zudem warte er ab, ob die ­Medien nachlegen. Von einem „Spiegel“-Bericht mit neuen Enthüllungen ist die Rede. „Wenn noch was ­nachkommt, ist er nicht mehr zu halten“, heißt es dazu in der Union.