Berlin. Er habe “überhaupt keinen Anlass“ an Wulffs Aufrichtigkeit zu zweifeln ließ der FDP-Chef wissen. Rösler hatte als niedersächsischer Wirtschaftsminister eng mit Wulff zusammengearbeitet. Die Grünen in Hannover und Berlin forderten dagegen umfassende Aufklärung.
Bundeswirtschaftsminister und FDP-Chef Philipp Rösler stärkt Bundespräsident Wulff in der Diskussion über ein Privatdarlehen eines befreundeten Osnabrücker Unternehmerpaars in seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen den Rücken. "Der Bundespräsident hat erklärt, er habe sich damals korrekt verhalten. Ich habe überhaupt keinen Anlass, an dieser Aussage zu zweifeln", sagte Rösler, der als FDP-Fraktionschef und niedersächsischer Wirtschaftsminister eng mit Wulff zusammenarbeitete, der "Passauer Neuen Presse": "Wer ein Eigenheim kauft oder baut, nimmt zumeist einen privaten Kredit über die Hausbank auf. Das ist bei meiner Familie nicht anders."
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im niedersächsischen Landtag, Stefan Wenzel, fühlt sich dagegen von Christian Wulff getäuscht. "Das Ehepaar Wulff hatte den Weihnachtsurlaub bei Herrn Geerkens in Florida verbracht, Air Berlin die Flüge der beiden kostenlos auf Business-Class hochgestuft. Wir wollten mit der parlamentarischen Anfrage 2010 klären, ob es eine geschäftliche Beziehung von Herrn Wulff gab. Die damalige Antwort des Ministerpräsidenten war pure Haarspalterei. Der Landtag wurde nicht umfassend informiert. Ich fühle mich getäuscht", sagte Wenzel den "Ruhr Nachrichten".
Rasche und umfassende Aufklärung gefordert
Wenzel forderte, dass der niedersächsische Landtag den Vorgang von damals aufklären müsse. "Welche Konsequenzen das Verhalten von Herrn Wulff für seine heutige Position als Bundespräsident hat, muss er zunächst selbst beurteilen", sagte Wenzel.
Auch die Grünen im Bund erwarten von Wulff die rasche und umfassende Aufklärung der Vorwürfe. "Ich hoffe sehr, dass der Bundespräsident die jetzt aufgekommenen Fragen schnell und umfassend beantworten wird", sagte die Bundesgeschäftsführerin der Grünen, Steffi Lemke, der Zeitung "Die Welt".
Transparency Deutschland wirft Wulff Versäumnisse vor
Auch Transparency Deutschland hat Bundespräsident Christian Wulff Versäumnisse in der Affäre um sein Privatdarlehen vorgeworfen. Nach Ansicht der Vorsitzenden Edda Müller wäre es politisch klug gewesen, wenn der damalige Ministerpräsident Niedersachsens bei seiner Anhörung im Landtag auch den privaten Kreditvertrag mit dem Osnabrücker Unternehmerpaar Geerkens erwähnt hätte: "Ein Politiker hat jedes Recht, private Freundschaften zu pflegen", sagte Müller am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur. Er müsse jedoch alles dafür tun, nicht den Anschein zu erwecken, diese "für eine Besserstellung gegenüber dem normalen Menschen" zu nutzen. (dapd)