Osnabrück.. Der Umgang mit einem Privatdarlehen zum Kauf eines Eigenheims hat Bundespräsident Christian Wulff dem Vorwurf der Irreführung ausgesetzt. Doch wer sind die Freunde, die dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten 500.000 Euro liehen?
Der Unternehmer Egon Geerkens war jahrzehntelang in Osnabrück, der Heimatstadt von Bundespräsident Christian Wulff, als Juwelier und Investor tätig. Im November 1974 übernahm der heute 67-Jährige in der Osnabrücker Altstadt in guter Lage ein Juweliergeschäft. Dieses führte er laut Handelsregister mehr als 30 Jahre lang bis August 2007. Schon vor der Übernahme des Juweliergeschäfts hatte er mit Alt- und Edelmetallen gehandelt.
In Osnabrück trat Geerkens außerdem durch zwei große Bauprojekte in der Innenstadt in Erscheinung. Er errichtete als Bauherr zusammen mit Partnern die Theaterpassage, eine Einkaufspassage, und das Nikolaizentrum, ein Wohn- und Geschäftszentrum, wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtete. Der Unternehmer selbst bewohnte zeitweise ein Penthouse in der City der drittgrößten niedersächsischen Stadt.
In die Schweiz übergesiedelt
Schon vor der endgültigen Aufgabe des Juweliergeschäfts zog sich Geerkens aus Osnabrück in die Schweiz an der Vierwaldstätter See zurück. Wegen einer Krebserkrankung sei er im Jahr 2003 dorthin mit seiner Ehefrau Edith übergesiedelt, berichtete er „Spiegel-Online“.
Der damalige Ministerpräsident Christian Wulff und seine Familie verbrachten Weihnachten 2009 einen Urlaub in Florida in einem weiteren Haus von Geerkens. Weil Air-Berlin den Urlaubsflug der Familie Wulff nach Florida kostenlos von der gebuchten Economy-Klasse in die Business-Klasse hochstufte, machte die Opposition im Landtag in Hannover diesen Urlaub und auch die Beziehung von Wulff zu Geerkens dann zum Gegenstand parlamentarischer Anfragen.
Geerkens war 1988 bei Christian Wulffs erster Hochzeit Trauzeuge. Er kannte Wulffs Stiefvater gut und stand dem 15 Jahre jüngeren Christian nach der Trennung von dessen Eltern als Förderer und älterer Freund zu Seite. Als Wulff im Juli vergangenen Jahres nach drei Wahlgängen schließlich im kleinen Kreis alter Freunde aus Osnabrück seine Kür zum Bundespräsidenten feiern konnte, war der Unternehmer mit dabei.
Unterstützung bei der Neuordnung des Privatlebens
Mit dem 500.000-Euro-Privatdarlehen, mit dem die Geerkens im Jahr 2008 die Familie Wulff unterstützten, haben sie womöglich dem Bundespräsidenten keinen Gefallen getan. „Christian musste sein Leben neu ordnen, und jeder weiß, dass Scheidungen teuer sind“, begründete Geerkens gegenüber „Spiegel-Online“ den Kredit. Er und seine Frau hätten seinerzeit Anlagemöglichkeiten gesucht. „Das war ein ganz sauberes Geschäft“, betonte er. „Uns war geholfen und ihm auch.“
Zugleich betonte Geerkens, dass es zwischen ihm und Wulff keine Geschäftsbeziehung gegeben habe. Das Ganze habe auch mit einem Geschäft nichts zu tun. „Ich bin schließlich kein professioneller Geldverleiher“, sagte er. Dass es zwischen Wulff und Geerkens keine Geschäftsbeziehung gab, hatte im Februar 2010 dessen Staatskanzlei auch dem niedersächsischen Landtag versichert.
Allerdings gibt es Umstände des Kreditgeschäfts, die für eine eigene Geschäftsbeziehung von Egon Geerkens zu Wulff sprechen könnten. Den Darlehensvertrag schlossen die Wulffs Geerkens zufolge zwar mit dessen Ehefrau Edith ab. Laut „Spiegel-Online“ floss über sie die Summe auf ein deutsches Konto ihres Mannes. Dieser stellte Wulff dann einen Scheck über die 500.000 Euro aus. Auch die Rückzahlung des Geldes im Jahr 2010 erfolgte demnach auf ein Konto, das die Eheleute Geerkens gemeinsam führten. (dapd)