Berlin. . Der Bundespräsident in Erklärungsnot: Christian Wulff finanzierte einen Hauskauf wenigstens zeitweise mit dem Privatkredit eines befreundeten Unternehmers. Und soll nur unzureichend über das Geschäft informiert haben, kritisiert die Opposition im niedersächsischen Landtag.

Bundespräsident Christian Wulff (CDU) muss sich zurzeit unangenehme Fragen gefallen lassen. Obwohl er in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident einen Hauskauf in Hannover wenigstens zeitweise mit einem besonders günstigen Privatkredit finanziert hat, hielt er es offenbar nicht für nötig, die Öffentlichkeit in vollem Umfang über die Art der Finanzierung zu informieren. Die Grünen im Landtag Hannover fühlen sich nur unzureichend informiert.

415 000 Euro soll das Anwesen der Wulffs in Hannovers Edelvorort gekostet haben. Der heutige Bundespräsident lieh sich 2008 laut „Bild“ insgesamt eine halbe Million Euro von der Ehefrau des Geschäftsmannes Egon Geerkens, der Wulff bereits schon auf Reisen als Ministerpräsident begleitet haben soll und in dessen Bleibe in Florida Wulff und Ehefrau Bettina einen Winterurlaub verbracht haben.

Erst als der Kredit Thema im Landtag wurde, berichtet Stern.de, wechselte Wulff den Geldgeber - und lieh sich Geld bei der Landesbank Baden-Württemberg. „Im Frühjahr 2010 ist dieses Privatdarlehen durch eine Bankfinanzierung mit niedrigerem Zinssatz abgelöst worden“, heißt es in der Erklärung von Wulffs Sprecher Olaf Glaeseker.

Sprecher bestätigte Vorgang

Laut Stern.de soll Wulff mit dem Kredit eine Menge Geld gespart haben. Statt damals üblicher Zinsen von 5,32 Prozent, so rechnet das Online-Portal vor, habe Wulff lediglich vier Prozent zahlen müssen: „Pro Jahr hätten die Wulffs so dank Geerkens Zinskosten von 6600 Euro gespart und über die geplante Gesamtdauer des Kreditvertrages sogar 33.000 Euro.“

Wulffs Sprecher Olaf Glaeseker bestätigte den Vorgang. „Durch den privaten Darlehensvertrag mit der mit dem Bundespräsidenten seit vielen Jahren befreundeten Frau Edith Geerkens wurde 2008 der Kauf des privaten Einfamilienhauses der Eheleute Christian und Bettina Wulff in Burgwedel zu einem Zinssatz von vier Prozent finanziert“, erklärte er.

Laut der niedersächsischen Staatskanzlei sei bei dem Geschäft alles mir rechten Dingen zugegangen, es soll in jüngster Zeit keine geschäftlichen Beziehungen zwischen Wulff und Geerkens gegeben haben. „Zwischen Ministerpräsident Wulff und den in der Anfrage genannten Personen und Gesellschaften hat es in den letzten zehn Jahren keine geschäftlichen Beziehungen gegeben“, hieß es in einer Antwort vom 18. Februar 2008 auf eine Anfrage der Grünen im Landtag in Hannover.

Konkrete Frage korrekt beantwortet

Die konkrete Frage war also offenbar korrekt beantwortet, und so wollten selbst die Grünen Wulff am Dienstag nicht der Lüge bezichtigen. Fraktionschef Stefan Wenzel warf Wulff aber vor, dieser habe sich „dem Bemühen des Parlaments um Aufklärung des Charakters der Beziehungen zu dem Unternehmer Egon Geerkens verweigert“. In seiner Antwort habe er „mit recht haarspalterischen Auslegungen versucht, diese Beziehungen so weit als möglich im Dunkeln zu lassen“.

Auslöser der Befragung im Landtag war 2010 nicht der Kredit der Unternehmersgattin, sondern ein USA-Urlaub des Ehepaars Wulff. Der damalige Regierungschef hatte den Winterurlaub im Privathaus der Geerkens in Coral Springs in Florida verbracht. Auf dem Flug in die USA hatte er sich von der Economy-Klasse in die komfortablere Business-Klasse heraufstufen lassen, ohne die Mehrkosten zu zahlen. Dies war publik geworden und Auslöser der Fragen der Landtagsopposition.

Wulff und Geerkens sollen sich schon seit Jahren nahestehen. Laut Stern.de soll das Ehepaar Geerkens auch zu den Gästen gehört haben, die der Bundespräsident zu seinem alljährlichen Empfang im Schloss Bellevue einlädt. Zudem soll Geerkens zu mehreren Wirtschaftsdelegationen gehört haben, die Wulff in seiner Funktion als Ministerpräsident auf Auslandsreisen begleiteten – und das, obwohl der ehemalige Juwelier seit 2003 offiziell in der Schweiz lebt.

Bleibt die Frage, warum sich die Unternehmergattin so großzügig zeigte. Eine Antwort lieferte Edith Geerkens Ehemann auf Anfrage von Spiegel Online: „Die Bankenkrise begann und man wusste doch nicht, wem man eigentlich noch Geld leihen konnte.“ Frau Geerkens lieh ihr Geld lieber den Wulffs. (Froh, dapd, rtr)