Karlsruhe. . Der 37-jährige Holger G. sitzt in Untersuchungshaft: Wegen des dringenden Verdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung hat ein Richter Haftbefehl gegen den Mann erlassen. G. war im Zuge der Ermittlungen gegen die rechtsextremistische Gruppierung NSU festgenommen worden.

Im Zuge der Ermittlungen zu einer Serie von Morden an ausländischen Kleinunternehmern und einer Polizistin ist am Montag Haftbefehl gegen einen weiteren Tatverdächtigen erlassen worden. Holger G. sei dringend verdächtig, eine terroristische Vereinigung unterstützt zu haben, teilte die Bundesanwaltschaft am Abend mit. Zuvor war bekannt geworden, dass die Zwickauer Zelle womöglich für einen weiteren Anschlag verantwortlich ist.

G. war am Sonntag in der Nähe von Hannover festgenommen worden und sitzt nun in Untersuchungshaft. Er soll die rechtsextremistische Gruppierung "Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)" seit dem Jahr 2007 unterstützt haben. Mit den anderen Mitgliedern der Gruppe habe er zudem seit Ende der 90er Jahre in Kontakt gestanden. Er soll die fremdenfeindliche Einstellung der Gruppenmitglieder geteilt haben und in dieselben rechtsextremistischen Kreise wie sie eingebunden gewesen sein, hieß es.

Laut Bundesanwaltschaft soll er den drei anderen NSU-Mitgliedern seinen Führerschein und seinen Reisepass überlassen und ihnen dadurch ermöglicht haben, weiterhin verborgen zu agieren und rechtsextremistische Gewalttaten zu verüben. So seien mit seinen Ausweispapieren Wohnmobile für die Gruppierung angemietet worden, darunter auch das Fahrzeug, das bei dem Mordanschlag auf die Heilbronner Polizisten benutzt worden sein soll.

Hinweis auf Sprengstoff-Attentat auf DVD

Zuvor war auch gegen Beate Zschäpe Haftbefehl erlassen worden. Zschäpe wird verdächtig, die NSU 1998 mit ihren verstorbenen Komplizen Uwe B. und Uwe M. gegründet zu haben. Die Gruppe soll für die sogenannten Imbissbudenmorde der Jahre 2000 bis 2006 verantwortlich sein, bei denen in Nürnberg, Hamburg, München, Rostock, Dortmund und Kassel insgesamt neun Menschen getötet wurden, davon acht türkischer und einer griechischer Herkunft. Darüber hinaus sollen sie den Mordanschlag auf zwei Polizisten in Heilbronn im April 2007 verübt haben, bei dem eine Beamtin ums Leben kam.

Die Zelle soll zudem möglicherweise für einen weiteren Anschlag in Köln verantwortlich sein. Die Propaganda-DVD der Rechtsextremisten ergab einen Hinweis auf ein Sprengstoff-Attentat, bei dem 2001 eine 19-jährige Deutsch-Iranerin schwer verletzt wurde, wie das NRW-Innenministerium mitteilte. Die NRW-Behörden überprüfen zudem mögliche Zusammenhänge zwischen der Zwickauer Terrorgruppe und dem Anschlag mit einer Nagelbombe 2004 im Kölner Stadtteil Mülheim mit 22 Verletzten, zu dem sich die Neonazi-Gruppe auf der DVD bekannt hatte.

Die NRW-Polizei untersucht ferner erneut einen Sprengstoffanschlag an der S-Bahnstation Düsseldorf-Wehrhahn mit zehn Verletzten im Jahr 2000. Auch prüft das bayerische Landeskriminalamt eine mögliche Verantwortung der Gruppe für das Messerattentat auf den ehemaligen Passauer Polizeichef Alois Mannichl vor knapp drei Jahren. (afp)