Kabul. . Bundespräsident Wulff hat Afghanistan Hilfe auch nach einem Truppenabzug der Nato zugesagt. Wulff war am Sonntag nach Kabul gereist und traf dort Präsident Karsai. Er versprach, Deutschland werde Afghanistan „nicht im Stich lassen“.

Bei einem Besuch in Afghanistan hat Bundespräsident Christian Wulff dem Land dauerhafte Hilfe auch nach dem geplanten Abzug der Bundeswehr im Jahr 2014 versprochen. „Deutschland wird Afghanistan nicht im Stich lassen“, versprach das Staatsoberhaupt am Sonntag in Kabul bei einem Gespräch mit Präsident Hamid Karsai. Es war der erste Staatsbesuch eines Bundespräsidenten in Kabul seit 44 Jahren. „Auch deshalb ist mein Besuch ein sehr emotionaler Moment“, sagte Wulff. Die Reise fand unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen und höchster Geheimhaltung statt.

Wulff, der vom Afghanistan-Beauftragten der Bundesregierung, Michael Steiner, und dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, begleitet wurde, betonte in Kabul: „Wir werden Afghanistan auch nach vollständiger Übernahme der Sicherheitsverantwortung 2014 ein verlässlicher und dauerhafter Freund und Partner sein.“ Der Bundespräsident hob die Erfolge beim Wiederaufbau des Landes hervor, die in Deutschland stärkere Beachtung finden müssten. Insbesondere in der Bildungspolitik und für die Frauen gebe es Fortschritte. Kabul sei wieder eine „pulsierende Hauptstadt“.

Afghanische Frauen besorgt

Der Bundespräsident traf in Kabul auch mit Frauen- und Menschenrechtlern zusammen. Insbesondere die Frauen äußerten bei dem Gespräch die Befürchtung, nach dem Truppenabzug der Nato wieder alleine gelassen zu werden. Nach dem Gespräch mit Karsai kritisierte Wulff: „Immer noch gehören Terror und Gewalt zum Alltag“. Kriminalität, Drogenwirtschaft und Korruption bestimmten weiterhin vielerorts das Leben des Landes.

Die Bürger Afghanistans seien nach Jahrzehnten des Kriegs der Gewalt müde und wollten in Frieden leben, sagte Wulff. Er wünschte Karsai beim weiteren Aufbau des Landes „jeden erdenklichen Erfolg“. Der afghanische Präsident genieße „große Sympathien in Deutschland“.

„Wir Afghanen müssen Probleme selber lösen“

Karsai bedankte sich seinerseits beim deutschen Steuerzahler für die bisher geleistete Hilfe zum Wiederaufbau. Er zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass sein Land nach 2014 selbst für seine Sicherheit sorgen könne. „Am Ende des Tages müssen die Afghanen ihre Probleme selber lösen“, betonte der Präsident.

Nachmittags flog Wulff von Kabul weiter und besuchte die Bundeswehrsoldaten im nordafghanischen Masar-i-Scharif. Er gedachte dort in einem Ehrenhain der 52 deutschen Soldaten, die in Afghanistan ums Leben gekommen sind. Dann folgten Gespräche mit Soldaten, Polizisten und zivilen Mitarbeitern. „Wir wissen in Deutschland, unter welchen Umständen und unter welch hohem persönlichen Risiko Sie hier arbeiten“, würdigte Wulff in einer Ansprache laut Redemanuskript deren Engagement.

Vorbereitung für Bonner Konferenz

Das Treffen des Bundespräsidenten mit Karsai diente auch der Vorbereitung der internationalen Afghanistan-Konferenz am 5. Dezember in Bonn. Dann sollen die Weichen für den weiteren Friedensprozess in dem Land gestellt werden.

Wulff war am Samstagabend zunächst mit dem Luftwaffenairbus von Berlin ins usbekische Termes geflogen und dort am Morgen in eine Transall-Militärtransportmaschine nach Kabul umgestiegen. Ursprünglich wollte der Bundespräsident bereits vor knapp vier Wochen nach Kabul reisen. Wegen heftiger Gefechte mit Taliban-Kämpfern mitten in der Hauptstadt musste der Besuch allerdings abgesagt und verschoben werden.Wulffs Staatsbesuch ist die dritte Reise eines deutschen Staatsoberhaupts nach Afghanistan. (dapd)