Berlin. . Vor etwa einem Jahr warf Bundespräsident Horst Köhler überraschend das Handtuch. Die Nation war fassungslos. Jetzt erklärt er, warum er so plötzlich zurückgetreten ist: „Die Angriffe waren ungeheuerlich“.

Gut ein Jahr nach seinem Rücktritt als Bundespräsident hat Horst Köhler sein Schweigen gebrochen und sich zu seinen Beweggründen geäußert. „Ich bin zurückgetreten, um Schaden vom Amt abzuwenden. Die Angriffe auf mich im Zusammenhang mit meinen Äußerungen über sicherheitspolitische Interessen Deutschlands waren ungeheuerlich und durch nichts gerechtfertigt. Es war die Rede von der Befürwortung von Wirtschaftskriegen und möglichem Verfassungsbruch“, sagte Köhler der Wochenzeitung „Die Zeit“ laut Vorabbericht.

Köhler fragte: „Kann man einem Bundespräsidenten angesichts der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts Schlimmeres vorwerfen?“ Seine Äußerungen seien im Vorfeld der Diskussion über die Verlängerung des Afghanistan-Mandats der Bundeswehr bewusst missverstanden und für parteipolitische auch innerparteiliche Ziele instrumentalisiert“, worden.

„Führe wieder ein normales Leben“

Köhler war am 31. Mai 2010 mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurückgetreten. Die Kritik an seinen Äußerungen zum Einsatz der Bundeswehr habe „jeden Respekt“ vor seinem Amt vermissen lassen, sagte er damals zur Begründung. Einige Tage zuvor hatte er nach einem Kurzbesuch in Afghanistan mit Äußerungen über wirtschaftliche Gründe für Bundeswehreinsätze für Wirbel gesorgt. Später stellte sein Sprecher klar, dass Köhler sich nicht ausdrücklich auf Afghanistan bezogen habe, sondern auf den Kampf gegen die Piraterie.

Köhler machte nun deutlich, dass er sich nicht in das Amt gedrängt habe. „Ich habe mich für das Amt des Bundespräsidenten in die Pflicht nehmen lassen. Die Anfrage schmeichelte mir, aber 80 Prozent war Pflichtgefühl“, sagte der Ökonom und frühere IWF-Chef.

Jetzt führe er wieder ein „normales Leben“. „Ich bin mit mir im Reinen und genieße manche Dinge, die ich vorher nicht hatte. Ich bin gerade dabei, meine Pläne für die kommende Zeit zu strukturieren. Es ist insoweit alles im grünen Bereich.“ (dapd)